Satire: Zeitung darf Klinsmann kreuzigen

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SatireZeitung darf Klinsmann kreuzigen

Auf der Titelseite ihrer Osterausgabe hatte die Berliner «tageszeitung» Jürgen Klinsmann ans Kreuz genagelt. Der Trainer des FC Bayern München tobte und klagte – doch das Gericht liess ihn abblitzen.

Das Landgericht München beurteilte das Titelbild in seinem Urteil vom Dienstag als «satirische Meinungsäusserung», deren Kernaussage sich nicht auf religiösem Gebiet bewege, «sondern den beruflichen Erfolg des Antragsstellers als Fussballtrainer behandelt». Die Art der Darstellung sei dem Bereich der Satire beziehungsweise der Karikatur zuzuordnen, so das Gericht weiter.

Die linke «tagszeitung» (taz) hat in den 30 Jahren ihres Bestehens immer wieder mit frechen Titelseiten für Aufsehen gesorgt (siehe Bildstrecke). Am Ostersamstag zeigte sie die Fotomontage eines gekreuzigten Jürgen Klinsmann mit der Zeile «Always Look on the Bright Side of Life». Bild und Text sind eine Anspielung auf die Jesus-Parodie «Das Leben des Brian» der britischen Komiker-Truppe Monty Python.

«Schlimmste Entgleisung»

Die taz reagierte damit auf das 0:4-Debakel des FC Bayern München beim FC Barcelona in der Champions League. Für diese und weitere Niederlagen hatte Klinsmann auch von anderen Medien heftige Prügel bezogen, allen voran von der «Bild»-Zeitung. Auf die Darstellung als Gekreuzigter reagierte der Bayern-Trainer aber besonders heftig: Er fühle sich «in seiner religiösen Ausprägung auf das Massivste und Unerträglichste verletzt», klagte er.

Er verstehe sich als religiöser Mensch und erziehe seine beiden Kinder in diesem Sinne und werde nun zum Objekt und Opfer blasphemischer Angriffe, so Klinsmann weiter. Der Pressesprecher der Bayern legte noch einen drauf und sprach von der «vielleicht schlimmsten Entgleisung, die es in den deutschen Medien jemals gegeben hat».

«Beruflicher Niedergang dargestellt»

Das Landgericht München sah darin keinen Grund für eine Einschränkung der Meinungsäusserungsfreiheit. Es formulierte in seiner Urteilsbegründung vielmehr einen Satz, den Jürgen Klinsmann als zusätzlichen Tritt in den Unterleib empfinden muss: «Eine reale Kreuzigung des Antragsstellers steht überhaupt nicht im Raum. Vielmehr wird der berufliche Niedergang des Antragsstellers in symbolischer Weise dargestellt.»

(pbl)

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