Flanierzonen: Zentralschweiz setzt auf autofreie Altstädte

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FlanierzonenZentralschweiz setzt auf autofreie Altstädte

In Sursee ist die Altstadt bald autofrei, in Luzern die Bahnhofstrasse. In Brunnen soll die Innenstadt verkehrsfrei werden und auch für Zug gibts Pläne für eine Flanierzone.

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Flug über die Altstadt von Sursee: Noch fahren hier Autos, aber ab 6. Mai von samstags 17 bis montags 6 Uhr ist hier die Durchfahrt für Autos an Wochenenden verboten. (Video: MME)

Autofreie Innenstädte waren jahrzehntelang kein Thema. In der Zentralschweiz aber kommen verkehrsfreie Stadtkerne immer mehr in Mode. In Sursee etwa läuft ein dreijähriger Versuch mit einem Wochenendfahrverbot in der Altstadt. Am Samstag beginnt das zweite Jahr des Versuchs; ab dann gilt in der Altstadt bis 1. Oktober ein Fahrverbot von Samstag 17 bis Montag um 6 Uhr. Nach den drei Jahren wird das Verkehrsregime analysiert und entschieden, ob es dauerhaft eingeführt wird.

Geschäfte waren in Sursee skeptisch

Patrik Bräuchi, Vize-Präsident des Surseer Gewerbeverbandes, zum Versuch: «Die Geschäfte haben sich dagegen gesträubt, deshalb hat man das Regime angepasst und man darf als Kompromiss am Samstag während den Ladenöffnungszeiten durch und in die Altstadt fahren.» Klar profitieren könne das Gastgewerbe. Bräuchis Fazit vor dem zweiten Sommer ohne Autos: «Die aktuelle Lösung ist gut. Sie wertet unsere Altstadt auf.»

Brunnen soll autofrei werden

In Brunnen gibts die Blechlawinen im Zentrum noch. Aber nicht mehr lange, zumindest am Wochenende soll sie verbannt werden: Auf Initiative von Brunnen Tourismus hat eine IG ein entsprechendes Konzept eingereicht. Der Gemeinderat hiess die Idee gut, nächste Woche befasst sich nun der Kanton damit. Geplant ist laut dem «Boten der Urschweiz», dass zwischen Mitte Juli und 27. August das Brunner Dorfzentrum verkehrsberuhigt oder verkehrsfrei wird. Die Sperrung für den Verkehr soll jeweils ab Samstagvormittag gelten.

In Luzern frohlockt sogar der Gewerbepräsident

Bereits beschlossen ist, dass in Luzern die Bahnhofstrasse autofrei wird. Ab Mitte 2019 erfolgt der Baubeginn. Dann wird die Strasse zur Flanierzone.

In Luzern hat man mit autofreien Strassen und Plätzen gute Erfahrungen gemacht: Seit 2009 ist der Mühlenplatz autofrei. Früher diente er als Parkplatz, heute haben dort drei Beizen dutzende Tische aufgestellt. Sogar das Gewerbe ist zufrieden: «Anfänglich gab es zwar Probleme, weil die Parkplätze wegfielen. Für die City-Vereinigung ist es aber eine Aufwertung – der Platz wurde belebt und ist attraktiver geworden. Er ist einer der schönsten Plätze der Stadt, der auch am Abend noch sonnig ist», sagt Franz Stalder, Präsident der City-Vereinigung. Und auch Pierre Rügländer, Präsident des Quartiervereins Altstadt, sagt: «Anfänglich gab es Widerstand der Geschäftsleute, weil die Parkplätze wegfielen. Jetzt ist es aber positiv, es wurde eine gute Lösung gefunden. Der Platz ist schön und die Restaurants mit den Aussenplätzen gut besucht. Der Platz ist gemütlich.»

Zuger träumen von Flanierzone

Von Flanierzonen und autofreien Plätzen träumen viele auch in der Stadt Zug. Dort hätte ein Stadttunnel dafür sorgen sollen, dass grosse Teile der Stadt autofrei werden. Doch das Jahrhundertprojekt wurde nach jahrelanger Planung im Sommer 2014 an der Urne abgelehnt. Jetzt gibt es eine neue Idee, um eine Flanierzone einzurichten: Das «Verkehrskonzept Durchgang Zug» eines Vorstandsmitglieds des VCS sieht vor, die Vorstadt und der Kern der Neustadt vom Verkehr zu befreien – ohne grosse bauliche Massnahmen, dafür mit einer neuen Verkehrsführung.

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