Workaholic: Zigarrenproduzent Villiger tritt kürzer

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WorkaholicZigarrenproduzent Villiger tritt kürzer

Der Maestro des Tabaks, Heinrich Villiger, tritt mit fast 86 Jahren aus dem operativen Geschäft zurück. Trotzdem will er noch nicht im Schaukelstuhl zurücklehnen.

von
Daniela Gigor

«Meine Familie pochte darauf, dass ich die Nachfolge regeln müsse», sagt Zigarrenfabrikant Heinrich Villiger, der nach 65 Dienstjahren im Unternehmen die Verantwortung abgibt. Neuer CEO ist Robert Suter, ehemaliger Konzernchef der Conzzeta AG in Zürich. Suter habe seine Stelle bereits am 1. Oktober 2015 angetreten. «Zuerst sind wir gemeinsam auf Reisen gegangen, in jene Länder, mit denen wir zusammenarbeiten», sagt Villiger weiter.

Für ihn war klar, dass er die Firma behalten wollte und ein Verkauf nicht in Frage kam. «Chinesen wollten uns kaufen, das war aber keine Alternative für mich.» Das Interesse der Chinesen sei zwar verständlich, denn 45 Prozent des weltweiten Tabakverbrauchs gehen auf das Konto der Chinesen. Aber: «Geld hat mich nie gross interessiert. Ich bin froh, wenn es meiner Familie und der Firma gut geht.»

Innerhalb seiner Familie sei die Nachfolge nicht möglich gewesen, weil seine drei Töchter und sein Sohn andere berufliche Wege eingeschlagen hätten. Ob zu einem späteren Zeitpunkt eines seiner neun Grosskinder in die Fussstapfen des Tabak-Maestros treten werden, ist ebenfalls offen, weil sie erst in Ausbildung sind.

WHO bringt Villiger auf die Palme

Wer nun glaubt, dass Villiger in den Ruhestand treten wird, der irrt gewaltig: Der ältere Bruder von Alt-Bundesrat Kaspar Villiger bleibt Verwaltungsratspräsident der Villiger-Gruppe. «Ich freue mich einfach, weniger Alltagsprobleme zu haben.» Wird Villiger auf die Weltgesundheitsorganisation WHO angesprochen, schnellt sein Blutdruck in die Höhe: «Margaret Chan, die Generaldirektorin der WHO, sagt immer wieder, dass die Tabakindustrie bis 2040 ausgerottet werden soll. Aber wir wollen auch überleben, darum müssen wir uns dagegen wehren.» Weil dies am Ende Politiker entscheiden würden, käme auf nationaler und internationaler Ebene noch viel Arbeit auf ihn zu.

Villiger weiss aus eigener Erfahrung, dass Rauchen der Gesundheit schadet. Dies erlebte er vor zehn Jahren, als er einen Herzinfarkt erlitt. Damals musste er seinen Zigarrenkonsum von bis zu zehn Stück täglich auf eine Zigarre reduzieren. Villiger ärgert sich: Alle Raucher wüssten über eventuelle gesundheitliche Risiken Bescheid. Dies halte jedoch die WHO nicht davon ab, immer wieder neue Vorschriften zu machen. «Wenn einer klettern geht, trägt er auch ein Risiko, in die Tiefe zu fallen.»

Rund 200 Millionen Franken Jahresumsatz

Villiger hat den Tabak im Blut: «Mein Leben war eins für Zigarren und es war abenteuerlich.» Nach seinem Eintritt in das Familienunternehmen im Herbst 1950 absolvierte er eine Rohtabakausbildung in den USA, Puerto Rico, Kuba und der Dominikanischen Republik. Danach liess sich Villiger in der Technik der Zigarren- und Zigarettenherstellung ausbilden.

Villiger beschäftigt an vier Produktionsstandorten rund 1500 Mitarbeiter, davon 800 in Indonesien. In Deutschland sind es 550 und in der Schweiz 150 Angestellte. Die Villiger Söhne AG mit Hauptsitz im luzernischen Pfeffikon existiert seit 1888. Die Villiger-Gruppe erzielt einen Jahresumsatz von rund 200 Millionen Franken. Mit jährlich 1,5 Milliarden Zigarren und Zigarillos gehört sie weltweit zu den zehn grössten Herstellern und exportiert ihre Rauchwaren in bis zu 80 Länder.

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