«Wollen keine Handaufzucht»Zoo Basel schläfert Baby-Orang-Utan ein – jetzt tobt ein Shitstorm
Nach der Geburt ihres Jüngsten starb Orang-Utan-Weibchen Revital (22). Aufgrund kaum vorhandener Überlebenschancen wurde das vier Tage alte Jungtier eingeschläfert. Die Reintegration nach einer Handaufzucht sei extrem schwierig, erklärt der Zoo.


- von
- Vanessa Travasci ,
- Jeanne Dutoit
Darum gehts
Traurige Nachricht aus dem Basler Zoo. Am Dienstag vermeldete er via Facebook, dass Orang-Utan-Mama Revital (22) vier Tage nach der Geburt ihres Jüngsten unerwartet verstorben ist. «Die Tierpfleger haben sie am Morgen leblos im Gehege aufgefunden», schrieb der Zoo Basel im Post. Sie sei in den Tagen nach der Geburt erschöpft gewesen und habe spärlich Futter und Wasser geholt. «Sie hatte einen müden, aber nicht kranken Eindruck gemacht», so der Zoo.
Aufgrund «kaum vorhandener Überlebenschancen», habe das Jungtier in Absprache mit den Zuchtbuchverantwortlichen sowie verschiedenen Orang-Utan-Experten daraufhin eingeschläfert werden müssen. Unter dem Post hagelt es Kritik und Unverständnis.
Shitstorm nach Einschläferung des vier Tage alten Orang-Utans
«Hätte man das Baby nicht von Hand aufziehen können? Ich verstehe den Entscheid nicht», schreibt eine Userin unter dem Zolli-Facebook-Post. «Wieso schläfert man das Kleine ein?» oder «Ich bin richtig erschüttert», ist weiter zu lesen. Andere können den Entscheid des Zolli verstehen. «Alle schreien nach tiergerechter Unterbringung. In der Natur wäre das Kleine doch auch gestorben?», wird der Kritik entgegnet.
Einen Tag nach dem Tod von Revital erklärt Zoodirektor Olivier Pagan, wieso der Zolli die Aufzucht des Primaten-Babys nicht selbst in die Hand genommen hat. «Nein, wir wollen keine Handaufzucht», so der Direktor. Der Zolli habe Erfahrung darin. «Eine Reintegration in die Menschenaffenwelt ist danach sehr schwierig. Man darf den kurzfristigen Erfolg der Handaufzucht nicht mit dem langfristigen Ziel verwechseln.» Pagan spricht in Bezug auf eine gelungene Handaufzucht von einem «Wunschtraum». Der Zoo denke langfristig und wollte dem Jungtier diesen Leidensweg ersparen.
Zoodirektor zeigt Verständnis
Zum Shitstorm in den sozialen Medien sagt der Zoodirektor gegenüber 20 Minuten. «Die Anteilnahme und das Interesse für das Schicksal von Tieren ist etwas Urmenschliches.» Der Zoo wolle und müsse sich diesem Diskurs stellen.
Es ist nicht der erste Tod eines jungen Zootiers. In den letzten Wochen verstarben gleich mehrere Jungtiere in Schweizer Zoos. Vor knapp drei Wochen musste Giraffen-Baby Tufani vier Monate nach der Geburt im Basler Zoo eingeschläfert werden. Auch der Zürich-Zoo gab Mitte Januar bekannt, dass ein Elefanten-Bulle kurz nach der Geburt starb. Gemeinsam mit dem Eaza Ex situ-Programm (EEP), das für Platzierungen von Jungtieren in Zoos verantwortlich ist, wolle man nun entscheiden, wann ein neues Zuchtweibchen in den Basler Zoo kommt. Neben Orang-Utan-Männchen Vendel (22), Revitals Genosse, bestehe die Orang-Utan-Gruppe im Zolli aus Maia (15), ihrer Tochter Padma (4) und Silvestre (13), der am 15. Dezember aus England nach Basel kam.
Hat der Zoo richtig gehandelt?
Du weisst von einem Tier in Not?
Hier findest du Hilfe:
Feuerwehr, Tel. 118 (Tierrettung)
Polizei, Tel. 117 (bei Wildtieren)
Tierrettungsdienst, Tel. 0800 211 222 (bei Notfällen)
Schweizerische Tiermeldezentrale, wenn ein Tier entlaufen/zugelaufen ist
Stiftung für das Tier im Recht, für rechtliche Fragen
GTRD, Grosstier-Rettungsdienst, Tel. 079 700 70 70 (Notruf)
Schweizerische Vogelwarte Sempach, für Fragen zu Wildvögeln, Tel. 041 462 97 00
Tierquälerei:
Meldung beim kantonalen Veterinäramt oder beim Schweizer Tierschutz (anonym möglich)