Sexy oder ordinär?: Zu knappe Hotpants erregen die Gemüter

Aktualisiert

Sexy oder ordinär?Zu knappe Hotpants erregen die Gemüter

Kurz, kürzer, Hotpants: In diesem Jahr zeigen junge Frauen in superknappen Shorts besonders viel Bein. Jugendfachleute warnen vor dem aufreizenden Trend.

Nina Jecker
von
Nina Jecker

Mit den Temperaturen sind in diesem Sommer auch die Hosensäume deutlich nach oben gerutscht. Aktuell präsentieren sich besonders junge Frauen mit Vorliebe in ultrakurzen Shorts. «Die Begeisterung der Kundinnen für Hotpants ist dieses Jahr riesig», sagt Ana Bobicanec von H&M. Das bestätigt Cécile Huart vom Trend-Team Tally Weijl in Paris: «Hotpants sind DAS Sommerprodukt 2013.» Ob in klassischen Jeans-Waschungen oder im sportlichen Jersey-Stoff – die kurzen Hosen gehen in den Läden weg wie warme Semmeln. «Gerade im Sommer ist es eine tolle Möglichkeit, die gebräunten Beine zu zeigen», so Huart.

Das sollte aber längst nicht jede Frau tun – findet Jeroen van Roijen, Stilexperte beim Schweizer Radio SRF. «Alle Girls tragen momentan Hotpants, obwohl die wenigsten die geeignete Figur dafür haben.» Drei Dinge seien absolute Voraussetzung: «Lange, schlanke Beine, ein schönes Füdli und vor allem straffes Gewebe muss die Trägerin haben», so van Roijen. Alle anderen sollten die Finger davon lassen. Ist eine Frau nicht supersportlich, sollte sie zudem nur im Alter von 15 bis 22 Jahren zu Hotpants greifen. «Ab 40 ist dann aber in jedem Fall Schluss.»

«Mädchen droht ein gewisser Ruf»

Vorbehalte anderer Art hat man bei Pro Juventute. «Bedenklich wird es, wenn ein Mädchen sein Selbstbewusstsein nur noch aus sexuell aufreizender Kleidung zieht und mittels Kleidung die Aufmerksamkeit auf sich lenken möchte», sagt Daniela Melone, Leiterin Beratung des Eltern Club Schweiz von Pro Juventute. Ebenfalls problematisch sei, wenn ein Teenager kein Gespür für angemessene Kleidung entwickle, etwa was die Schule angeht. «Mädchen, die sich unangemessen freizügig kleiden, laufen Gefahr, sich einen gewissen Ruf einzuhandeln.» Die Sekundarschule Embrach im Kanton Zürich hat kürzlich Konsequenzen gezogen und Hotpants – zusammen mit tiefen Ausschnitten und Jogginghosen – vom Schulgelände verbannt.

Eltern sollen Einfluss nehmen

Auch wenn man beim Gang durch die Strassen denken mag, kürzer ginge kaum noch: Tally Weijl beispielsweise hat eine Grenze, was die Hosenlänge angeht. «Hotpants dürfen schon knapp sein. Aber nicht kürzer abgeschnitten als die hinteren Taschen und nicht so kurz, dass die vorderen Taschen heraushängen», erläutert Huart. «Die Trägerinnen sollten zudem immer darauf achten, dass keinesfalls die Pobacken aus der Hose herausgucken.»

Selbst dann bleiben Hotpants aufreizend. Van Roijen spricht gar von einer «Kampfansage in Sachen sexy Bekleidung». Jugendexpertin Melone warnt grundsätzlich: «Wenn sich junge Mädchen so kleiden, können sie dadurch mehr angemacht werden. Nicht alle können damit adäquat umgehen.» Hier sei die Unterstützung der Eltern gefragt. «Sie sind sowieso sehr wichtig und können Einfluss nehmen, indem sie Kleiderregeln erlassen und mitbestimmen, was geht und was nicht.» Natürlich solle der Teenager nicht zum Aussenseiter werden. «Eltern können aber, auch wenn das nicht besonders populär ist, durch ihr Feedback mithelfen, ein Gespür für Kleidung zu entwickeln.»

Styling-Tipps für Hotpants vom Stilexperten Jeroen van Roijen

«Hotpants sind schon für sich alleine eine Kampfansage ins Sachen Sexyness. Deshalb sollte man darauf verzichten, sie auch noch aufreizend zu kombinieren, sondern einen eher lässigen Look wählen. Will heissen, Ballerinas, Flip-Flops oder Riemchensandalen anstelle von High Heels wählen. Auch obenrum würde ich anstatt ein enges oder bauchfreies Oberteil eher ein Sweatshirt, das halb über eine Schulter hängt oder ein weites Hemd empfehlen. So gestylt sind Hotpants bei der richtigen Figur ein guter Look für alle Outdoor-Aktivitäten, etwa einen Stadtbummel oder ein Ausflug in die Badi. Abends oder in einem gehobenen Restaurant hingegen ist davon abzuraten. Wer keine langen, schlanken Beine hat, sollte statt dessen Kleider tragen. Die erleben gerade ein Comeback. Gerade Modelle im Stil der 50er, 60er Jahre schmeicheln jeder Figur.»

Deine Meinung