Öko-ShoppingZürcher Hipster verkaufen Kunden eine bessere Welt
Im Zürcher Niederdorf boomen Läden mit Öko-Produkten für Trendbewusste. Changemaker und Rrrevolve sind schon da – jetzt kommt auch noch der «anständigste Laden der Welt».
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- som
Ein Velo aus Bambus, Schuhe aus rezykliertem Material oder coole Shirts aus fairer Produktion: Dies und noch viel mehr gibt es ab nächstem Samstag an der Brunngasse 3 im Zürcher Niederdorf zu kaufen. Laut den Geschäftsführern Lamar Hawkins, Alessandro Ghiani sowie Patrick und Severin Röösli, ist der «Circle» der «anständigste Laden» der Welt: «Wir verkaufen Lifestyle-Produkte aus nachhaltiger Herstellung.»
Dies gehe von der Auswahl der Rohstoffe über die Verarbeitung bis hin zur fairen Einbindung aller Beteiligten: «Produziert werden die Waren in der ganzen Welt – meistens stecken kleinere Firmen oder Familienbetriebe dahinter», sagt Patrick Röösli.
Mit ihrer Geschäftsidee sind sie aber nicht alleine: So verkaufen im Niederdorf bereits Anbieter wie «Changemaker» und «Rrrevolve» Kleider, Möbel und sonstige Accessoires aus fairer Produktion an das junge, urbane Publikum. Stören tut sie das aber nicht: «Es ist doch schön, dass immer mehr Junge über ihren Konsum nachdenken», so Röösli. Zudem grenze er sich von der Konkurrenz ab: «Im Gegensatz zu den anderen legen wir den Schwerpunkt vor allem auf Mode und Accessoires.»
«Solche Läden haben eine grosse Zukunft»
Dass es in Zürich längst nicht nur Fair-Trade-Shops gibt, die Wollsocken und Filzhüte verkaufen, beobachtet auch Verena Berger, die an der Fachstelle Behavioral Marketing der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zum Thema Nachhaltiger Konsum forscht: «Diese Art von Konsum hat sich zu einem Lifestyle entwickelt.» Gerade die 20- bis 35-Jährigen seien heute sehr gut informiert: «Viele kennen die negativen Folgen der herkömmlichen Herstellung und wollen trotzdem nicht auf schöne Produkte verzichten.»
Doch längst nicht nur Gutmenschen kaufen in diesen Lifestyle-Läden ein: «Viele setzen auf Ökoprodukte, weil sie sich etwa um ihre Gesundheit sorgen – gleichzeitig verzichten sie nicht auf lange Flugreisen oder fahren täglich mit dem Auto zur Arbeit.» So oder so: Berger glaubt an die Zukunft von Läden wie «Circle» oder «Changemaker»: «Davon wird es gerade in Zürich, wo viele vermögende und gebildete Leute leben, immer mehr geben.»
Herkömmliche Drittwelt-Läden mussten sich anpassen
Diesen Trend spürt man auch in den Claro-Weltläden, die schon seit 40 Jahren Produkte aus fairem Handel aus der Dritten Welt verkaufen. Geschäftsführerin Marie-Claire Pellerin freut sich aber über die Konkurrenz: «Es kann gar nicht genug von unserer Sorte geben.» Anpassen an die neuste Entwicklung musste man das Sortiment aber trotzdem: «Früher kaufte man vor allem bei uns ein, weil man benachteiligte Länder im Süden unterstützen wollte.» Heute müssten die Produkte vermehrt schön und modisch sein.