Krawallnacht: «Zürcher Stadtrat lässt linksextreme Chaoten bewusst davonkommen» 

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Krawallnacht«Zürcher Stadtrat lässt linksextreme Chaoten bewusst davonkommen» 

Nach dem Krawall-Exzess von Linksextremen kritisieren Bürgerliche die Untätigkeit der Polizei scharf. Derweil zeigen sich Mitarbeitende betroffener Geschäfte schockiert.  

von
Daniel Krähenbühl
Michelle Ineichen
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Am Samstagabend kam es in Zürich zu verschiedenen Ausschreitungen während der Demo gegen die Koch-Räumung. 

Am Samstagabend kam es in Zürich zu verschiedenen Ausschreitungen während der Demo gegen die Koch-Räumung. 

ZüriToday
Grund dafür war ein Aufruf zur Demo gegen die Koch-Räumung. Auf dem Areal in Altstetten soll bald mit Bauarbeiten begonnen werden.

Grund dafür war ein Aufruf zur Demo gegen die Koch-Räumung. Auf dem Areal in Altstetten soll bald mit Bauarbeiten begonnen werden.

20min
Die Demonstrierenden zerstörten mit Baselballschlägern und Steinen Schaufenster und Autos. 

Die Demonstrierenden zerstörten mit Baselballschlägern und Steinen Schaufenster und Autos. 

ZüriToday

Darum gehts

  • Rund tausend Personen sind bei einer unbewilligten Demonstration am Samstag durch Zürich gezogen.

  • Dabei kam es zu zahlreichen Sachbeschädigungen. 

  • Dass die Polizei nicht härter gegen Demonstrierende vorging, wird von bürgerlicher Seite heftig kritisiert. GLP und Grüne zeigen jedoch Verständnis. 

  • Betroffene Geschäfte zeigen sich konsterniert. 

Steine fliegen, Fenster werden zertrümmert und Wände verschmiert: Die Demo gegen die Koch-Areal-Räumung am Samstag eskalierte. Mehrere Hundert Personen zogen durch die Innenstadt, später demolierten vermummte Linksextreme Autos, beschädigten Tramhaltestellen und Schaufenster. Auf dem Demozug hinterliessen sie eine Schneise der Verwüstung. Die Stadtpolizei Zürich riegelte den Hauptbahnhof mit einem Grossaufgebot ab, glänzte später allerdings mit Abwesenheit: Bis auf wenige durchfahrende Streifenwagen waren keine Polizisten beim Demozug dabei.  

Das wird nun heftig kritisiert: «Dass Chaoten durch die Stadt ziehen und ungestraft ihrer Zerstörungswut freien Lauf lassen können, geht eindeutig zu weit», sagt der Stadtzürcher FDP-Politiker Stefan Brupbacher. Da solche Krawallmacher nicht in die Schranken gewiesen werden, komme es immer häufiger zu einem solchen Chaotentourismus. «Mittlerweile findet in der Stadt Zürich praktisch jede Woche eine Demo statt, die ausartet.»

Bürgerliche fordern ein härteres Durchgreifen

Das schade der Attraktivität der Stadt und sei auch für die Bewohnerinnen und Bewohner extrem mühsam. «Wir leben in einem Rechtsstaat. Aber wo ist dieser Rechtsstaat? Die Krawallanten kommen ja alle ungeschoren davon», sagt Brupbacher. Die Grüne Vorsteherin des Zürcher Sicherheitsdepartements, Karin Rykart, müsse jetzt Verantwortung übernehmen: «Sie muss sowohl gegen linke als auch rechte Demonstranten durchgreifen – aber hart.» 

Das fordert auch Stadtzürcher SVP-Fraktionspräsident Samuel Balsiger: «Dass es bei Demos von Linksextremen regelmässig zu einem Gewaltexzess kommt, hat nichts mit der Polizei zu tun, sondern mit der politischen Führung der Stadt, die die Einsatzkräfte ihre Arbeit nicht machen lässt.» Dass Läden, Haltestellen und Autos kaputtgeschlagen werde, zeige, dass etwas falsch läuft, sagt Balsiger. Dabei wisse die Stadt eigentlich vom 1. Mai, wie mit einem Mob umzugehen sei: «Einkesseln, Personen einzeln herausnehmen und Personalien kontrollieren.» Anschliessend könnten Sachbeschädigungen mit Videoaufnahmen nachgewiesen werden. Dass das nicht gemacht wurde, sei ein politischer Entscheid: «Der Stadtrat lässt linksextreme Chaoten bewusst davonkommen.»  

Der freie Journalist Raimond Lüppken fordert gar einen Rücktritt von Rykart: 

GLP und Grüne halten sich mit Kritik an Polizei zurück

Sven Sobernheim, Co-Fraktionspräsident der Stadtzürcher GLP, hält dagegen: «Die Polizei hat die Situation nicht unterschätzt – im Gegenteil.» Er war gestern selbst zufällig bei der Europaallee. «Die Polizei war mit viel Präsenz vor Ort und hat verhindert, dass der Umzug in die Europaallee und zum HB durchschlägt.» Dass sich die Polizei später zurückgehalten habe, hatte wohl taktische Gründe – immerhin hätten die Verantwortlichen viel von 1. Mai-Umzügen gelernt. «Ich würde mich daher stark zurückhalten, einen Tag nach der Demo das Vorgehen der Einsatzkräfte zu kritisieren.»

Auch die Co-Fraktionspräsidentin der Grünen, Monika Bätschmann, zeigt Verständnis für die Polizei. Sie gehe davon aus, dass sich die Polizei bewusst im Hintergrund hielt: «Eine zu starke Polizeipräsenz hätte wohl nur Öl ins Feuer gegossen und eine entsprechende Gegenreaktion zur Folge gehabt», sagt Bätschmann. «Das hätte übel ausgehen und allenfalls zu Strassenschlachten führen können.» Kritik übt die Grünen-Politikerin an der Zerstörungswut  der Demonstrierenden: «Dass es bei Demos für durchaus legitime Anliegen wie die Wohnungsnot immer wieder zu Sachbeschädigungen kommt, ist sehr schade», so Bätschmann. «Das raubt der Sache die Glaubwürdigkeit.» 

Laut Mathias Ninck, Leiter Kommunikation des Zürcher Sicherheitsdepartements, wird sich die Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart über den Polizeieinsatz und über die Learnings informieren lassen. «Allfällige Konsequenzen zieht sie erst, wenn sie in der Sache Bescheid weiss.»

Das sagen Betroffene

Die Mitarbeitenden der von der Zerstörung betroffenen Geschäfte zeigen sich schockiert: «Das geht gar nicht. Jetzt muss ich mich um die Reinigung kümmern, obwohl wir mit der Wohnungsnot überhaupt nichts zu tun haben», sagt eine Mitarbeiterin eines mit Sprayereien verschmierten Ladens. Die 24-Jährige überlegt sich nun, in Absprache mit ihren Vorgesetzten Anzeige einzureichen. 

Auch die Schaufenster des Geschäfts «Edition Populaire» an der Badenerstrasse wurden versprayt. Aleli Leal will sich allerdings nicht zu den Ausschreitungen am Demo-Umzug äussern. Sie bevorzuge den direkten Kontakt, sagt Leal: «Wir werden direkt mit den Organisationskomitee von ‹Alles wird besetzt› Kontakt aufnehmen.» 

Georgia (26) arbeitet im Restaurant «Lady Suzette» an der Langstrasse. Auch dort kam es zu Sachbeschädigungen. Sie habe vor dem Restaurant geraucht, als ein vermummter Mann die Scheiben eingeschlagen habe. «Ich bin extrem schockiert und wütend. Ich wollte den Mann konfrontieren, aber eine Kollegin hielt mich aus Sicherheitsgründen zurück.» Im Nachhinein sei sie froh darüber, sagt Georgia. «Wer weiss, was sonst passiert wäre.» Sie sei wütend auf die Demonstrierenden. «Die sollen sich lieber eine Arbeit suchen, statt zu randalieren. Ich bin auch arm, aber das heisst nicht, dass ich sinnlos Dinge zerstöre», so die 26-Jährige. «Was mich unfassbar macht, ist, dass die Stadtpolizei die klar aggressive Demo durch die Langstrasse ziehen liess. Bei der Bahnhofstrasse hätten sie das niemals zugelassen.» 

Ein anderer Mitarbeiter eines besprayten Ladens an der Badenerstrasse erzählt, wie er den Laden am Sonntag vorgefunden hat: «Ich war komplett schockiert, als ich heute Morgen die Fassade gesehen habe. Ich weiss noch nicht, wie wir die Sprühereien entfernen können und ob die Versicherung das übernimmt.» Das Ausmass an Vandalismus sei auch für ihn neu, sagt der 34-Jährige: «Ich hätte mir gewünscht, dass die Polizei eingreift.»   

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