Zürich testet 35-Stunden-Woche für städtische Angestellte.

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Umstrittener PilotversuchZürich testet 35-Stunden-Woche für städtische Angestellte

Der Zürcher Gemeinderat hat sich knapp für die Einführung eines Pilotprojekts ausgesprochen. Bürgerliche kritisieren das Vorhaben. 

von
Daniel Krähenbühl
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Der Pilotversuch soll mit städtischen Angestellte im Schichtbetrieb durchgeführt werden. 

Der Pilotversuch soll mit städtischen Angestellte im Schichtbetrieb durchgeführt werden. 

Urs Jaudas
Der Gemeinderat hat sich am Mittwoch knapp dafür ausgesprochen. 

Der Gemeinderat hat sich am Mittwoch knapp dafür ausgesprochen. 

Urs Jaudas
Auch Angestellte der VBZ …

Auch Angestellte der VBZ …

VBZ

Darum gehts

  • Die Stadt Zürich soll in einem wissenschaftlich begleiteten Pilotversuch die 35-Stunden-Woche testen. 

  • Davon profitieren könnten städtische Angestellte, die im Schichtbetrieb arbeiten.

  • Auch interessierte Unternehmen aus der Privatwirtschaft können die Viertagewoche testen. 

Vier Tage pro Woche arbeiten und trotzdem voll verdienen: Der Zürcher Gemeinderat hat sich am Mittwoch mit 60 zu 57 Stimmen dafür ausgesprochen, einen Pilotversuch zur 35-Stunden-Woche in der Stadtverwaltung zu lancieren. Die links-grüne Mehrheit hat sich dabei knapp durchsetzen können. Konkret soll der Versuch mit städtischen Angestellten durchgeführt werden, die im Schichtbetrieb tätig sind: Als Angestellte der Stadtpolizei, der Verkehrsbetriebe VBZ, Mitarbeitende in der Pflege oder in der Reinigung. 

«Menschen sollen arbeiten, um zu leben, und nicht leben, um zu arbeiten», sagte SP-Gemeinderätin Anna Graff, die zwei Vorstösse gemeinsam mit David Garcia Nuñez von der AL einreichte. «Wir müssen dringend entschleunigen», sagte auch Garcia Nuñez. Zahlreiche Angestellte seien heute ausgebrannt, litten unter Dauerstress oder würden gar wegen Burn-outs ausfallen. «Wer, wenn nicht die reiche Stadt Zürich, kann sich so etwas leisten?» 

Skepsis beim Stadtrat 

Bei den Bürgerlichen stiess das Vorhaben hingegen auf Kritik: Es sei «gut gemeint, aber utopisch», sagte etwa GLP-Gemeinderätin Florine Angele. Einige verwiesen darauf, dass die Privatwirtschaft durchaus selbst in der Lage sei, bei Bedarf eine Viertagewoche einzuführen. Andere betonten die hohen finanziellen Aufwendungen, die auf die Stadt zukommen könnten. 

Auch der Stadtrat rechnete vor, dass es bei einer flächendeckenden Einführung der 35-Stunden-Woche rund 1100 bis 1500 neue Vollzeitstellen bräuchte. Die jährlich wiederkehrenden Kosten von bis zu 140 Millionen Franken wären laut dem Grünen-Finanzvorsteher Daniel Leupi kaum tragbar. Zudem herrsche gerade akuter Fachkräftemangel, vor allem bei der Polizei, den Verkehrsbetrieben und der Pflege. «Es ist mir ein Rätsel, woher diese Leute kommen sollen», so Leupi. 

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