«SchnelltestToGo» - Zuger Apotheker will mit Test-App Veranstaltungen sicher machen

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«SchnelltestToGo»Zuger Apotheker will mit Test-App Veranstaltungen sicher machen

Zwei gratis Tests pro Woche und das Resultat nach 20 Minuten auf dem Smartphone: So sollen sichere Veranstaltungen möglich werden. Ein Experte warnt vor Problemen beim Datenschutz.

von
Carla Pfister
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20 Minuten nach dem Testen soll das Ergebnis durch Scannen des QR-Codes abrufbar sein.

20 Minuten nach dem Testen soll das Ergebnis durch Scannen des QR-Codes abrufbar sein.

20min/Tobias Bolzern
Martin Affentranger ist Initiator der Teststrategie: «Das Ziel ist es, im Schnellzugtempo zu testen.»

Martin Affentranger ist Initiator der Teststrategie: «Das Ziel ist es, im Schnellzugtempo zu testen.»

Die einfache, unbürokratische Handhabung hat laut Affentranger Potential, die Lockerungen des Bundesrats auch wirklich nutzbar zu machen.

Die einfache, unbürokratische Handhabung hat laut Affentranger Potential, die Lockerungen des Bundesrats auch wirklich nutzbar zu machen.

Rafael Dos Santos

Darum gehts

  • Im Kanton Zug kommt bald eine App für einen schnellen elektronischen Testnachweis zum Einsatz.

  • Mit einem QR-Code ermöglicht die App einen vereinfachten Prozess. Veranstalter müssen den Code nur noch scannen.

  • Laut dem Initiator des Projekts hat die App das Potenzial, die Lockerungen des Bundesrats sicherer und das Leben der Veranstalter einfacher zu machen.

In der Zuger Gemeinde Cham soll bald eine App zum Einsatz kommen, die das Resultat 20 Minuten nach dem Schnelltest in einen QR-Code verwandelt. Veranstalter könnten den Code unkompliziert mit einem Smartphone scannen. Weitere Infektionsketten durch asymptomatisch Infizierte würden so verhindert, so die Idee.

Die Forderung nach einem unkomplizierten Tool, um einen Corona-Test nachweisen zu können und so einfachen, sicheren Zugang zu Veranstaltungen zu erhalten, äussern Politiker und Politikerinnen und die Party- und Veranstaltungsbranche schon länger.

Zug prescht vor

Initiator des Projekts ist Martin Affentranger, Präsident des Vereins der Zuger Apotheken. Die App namens «SchnelltestToGo» ist die erste dieser Art, die in der Schweiz zur Anwendung kommen soll. «Wir sind daran, das Testcenter aufzubauen. Das Ziel ist es, im Schnellzugtempo zu testen», so Affentranger. Inspiriert sei er vor Ostern durch das «Böblinger-Modell» geworden. Der deutsche Landkreis hatte mit einer sehr ähnlichen Teststrategie grossen Erfolg.

«Bei uns waren die Zahlen damals rückläufig und die dritte Welle noch nicht in Sicht. Das liess auf Lockerungen hoffen. Nun ist die dritte Welle eingetroffen und wir haben dennoch Lockerungen», sagt Affentranger. Ihn erstaune, dass vom Bundesrat keine Vorgaben über einen Nachweis für ein negatives Testresultat erhoben worden seien. Der Apotheker und Musiker vermisst die Auftritte auf der Bühne und wünscht sich einen «dezentralen Sommer mit kleinen Veranstaltungen und regionalen Testcentern».

QR-Code als Festival-Bändchen

Die Anwendung der App «SchnelltestToGo» ist einfach: Nach der Terminvereinbarung über die App lässt man sich testen und erhält einen persönlichen QR-Code. Dieser ist auch als Armband erhältlich – zum Beispiel für Festivals. 20 Minuten nach dem Test kann der Code mit dem Smartphone gescannt und das Resultat via App oder Website abgefragt werden.


Affentranger erklärt: «Das Testen selbst dauert auch in der Apotheke höchstens fünf Minuten. Dort müssen jedoch noch die Daten aufgenommen und Erklärungen abgegeben werden und man muss vor Ort auf das Testresultat warten.» In den geplanten Teststrassen soll alles bis auf den Test selbst auf die App ausgelagert werden. «Das spart Zeit und ermöglicht viel effizienteres Testen.»

Auch Dritte, wie Clubs oder Restaurants, können das Ergebnis scannen und so nur negativ Getestete einlassen. «QR-Codes für Selbsttest gibt es zwar schon, dabei kann man aber leicht schummeln. Das wollen wir verhindern, um Ansteckungsgefahren zu minimieren», erklärt Affentranger die Vorteile. Auch Comparis-Digitalexperte Jean-Claude Frick hält Apps zum Nachweis eines negativen Testresultats für den richtigen Weg. Er warnt aber vor den Gefahren beim Datenschutz (siehe unten).

Hilfsmittel bei den Lockerungen

Die einfache, unbürokratische Handhabung hat laut Affentranger Potential, die Lockerungen des Bundesrats auch wirklich nutzbar zu machen. «Wer negativ getestet wurde, kann sich risikofreier bewegen. Auch Innenräume von Gastrobetrieben, Veranstaltern und anderen Dienstleistern könnten so wieder genutzt werden.» Es gehe nicht darum, Massnahmen wegzulassen, sondern neue Geschäftsmodelle für den sicheren Ausgang auszuprobieren.

Der Relevanz der Schnelltests in Bezug auf Öffnungsschritte stimmt auch Tobias Bär, Kommunikationsverantwortlicher der Konferenz der kantonalen GesundheitsdirektorInnen, zu: «Diese Frage wird im Rahmen der nächsten Öffnungsschritte zu diskutieren sein. Bestehende praktische Erfahrungen im Bereich des Testens und Testnachweises sind dafür wichtig.»

Experte Jean-Claude Frick

«Ein Skandal wie mit der Luca-App muss verhindert werden»

Der Digital- und Telecom-Experte Jean-Claude Frick vom Vergleichsdienst Comparis hält die Digitalisierung von Testnachweisen für eine positive Entwicklung. Dennoch warnt er vor zu viel Gutgläubigkeit gegenüber privaten Anbietern: «Mit dieser Lösung beschleunigen wir den Prozess, was zu begrüssen ist. Es bräuchte aber eine Validierung durch eine unabhängige Stelle.» Digitale Schnellschüsse könnten auch negative Auswirkungen haben, unter denen das Vertrauen der Bevölkerung leiden könne, so Frick. «Einen Skandal wie mit der Luca-App in Deutschland gilt es zu verhindern.»

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