Rückkehrzentrum Bern-Brünnen: SVP will mehr Sicherheitspersonal, Kanton nicht

Publiziert

Rückkehrzentrum Bern-BrünnenZunahme von Delikten – SVP will mehr Sicherheitspersonal, Kanton winkt ab

Seit der Eröffnung des Rückkehrzentrums Bern-Brünnen kam es in der Umgebung vermehrt zu Diebstählen aus Fahrzeugen. Die SVP-Politiker fordern einen Sicherheitsdienst, der Kanton schätzt die Lage als «ruhig» ein. 

1 / 3
Die SVP spricht in einer Medienmitteilung von «unhaltbaren Zuständen» im neu eröffneten Rückkehrzentrum Bern-Brünnen; der genannte Betroffene kann jedoch nur zwei Fälle von versuchten Autodiebstählen bezeugen. Hier zu sehen: der Eingang der Unterkunft. 

Die SVP spricht in einer Medienmitteilung von «unhaltbaren Zuständen» im neu eröffneten Rückkehrzentrum Bern-Brünnen; der genannte Betroffene kann jedoch nur zwei Fälle von versuchten Autodiebstählen bezeugen. Hier zu sehen: der Eingang der Unterkunft. 

20min
Auch die Kapo Bern und das Amt für Bevölkerungsdienste bestätigen nur einen Fall eines strafrelevanten Einschleichdiebstahls.

Auch die Kapo Bern und das Amt für Bevölkerungsdienste bestätigen nur einen Fall eines strafrelevanten Einschleichdiebstahls.

20min
Die Anwohnerinnen und Anwohner von Riedbach zeigen sich unberührt. Einer Anwohnerin sei vor zwei Wochen etwas Kleingeld aus dem Auto gestohlen worden. Sonst sei keiner der befragten Personen in letzter Zeit etwas Aussergewöhnliches aufgefallen.

Die Anwohnerinnen und Anwohner von Riedbach zeigen sich unberührt. Einer Anwohnerin sei vor zwei Wochen etwas Kleingeld aus dem Auto gestohlen worden. Sonst sei keiner der befragten Personen in letzter Zeit etwas Aussergewöhnliches aufgefallen.

20min

Darum gehts:

  • Janosch Weyermann von der SVP berichtet von Beschwerden und vermehrten Versuchen, in Autos einzubrechen, nachdem in Bern-Brünnen eine neue Asylunterkunft eröffnet wurde.

  • Die Kapo Bern kann jedoch nur einen einzigen strafrelevanten Diebstahl einem Geflüchteten zuordnen. 

  • Das Amt für Bevölkerungsdienste kennt keine weiteren Fälle oder Beschwerden und schätzt die Situation als «ruhig» ein.

  • Anwohner und Anwohnerinnen aus Riedbach bestätigen keine Auffälligkeiten im Dorf.

Zu Beginn des Jahres wurde in Bern-Brünnen ein Rückkehrzentrum für abgelehnte Asylbewerber eröffnet. Der SVP-Stadtrat Janosch Weyermann berichtet in einer Medienmitteilung vom ersten Februar über vermehrte Beschwerden von Anwohnerinnen und Anwohnern aus dem benachbarten Riedbach. Vor allem nachts sollen sich Personen aus der Unterkunft auf Privatgelände begeben und dort versucht haben, in Autos einzubrechen. 

Christian Fahslabend, welcher in dem Schreiben der SVP als Betroffener genannt wird, konnte gegenüber «Telebärn» nur zwei Diebstahlversuche an Auto und Häusern im neuen Jahr bezeugen. Weyermann forderte daraufhin im Namen der SVP Bümpliz und Umgebung die zuständige Sicherheitsdirektion auf, «umgehend für Ordnung und Sicherheit rund um die besagte Asylunterkunft zu sorgen». Zusätzliches Sicherheitspersonal solle hinzugezogen werden, um die Schliessungszeiten und die Anwesenheitspflicht der Bewohner durchzusetzen. 

Weder Kapo noch Amt für Bevölkerungsdienste bestätigen Fälle

Die Kantonspolizei bestätigt gegenüber 20 Minuten einen Anstieg an Vermögensdelikten in der Umgebung seit Anfang Jahr. Jedoch gebe es nur einen einzigen Fall, bei dem eine Person aus dem Zentrum nach einem Einschleichdiebstahl festgenommen worden sei. Die Ermittlungen dazu sowie die Abklärung der Täterschaft in den weiteren Fällen sind laut Kapo Bern im Gange. 

Auch Hannes Schade vom Amt für Bevölkerungsdienste des Kantons bestätigte auf Anfrage einen einzigen strafrechtlich relevanten Zwischenfall im näheren Umfeld des Zentrums. «Die Unterbringung und Betreuung der betroffenen Personen läuft ruhig», sagt er, in Absprache mit der Betreuungsdienstleisterin ORS sei keine angespannte oder unruhige Lage festgestellt worden. Daher werde erstmals kein zusätzliches Sicherheitspersonal eingesetzt. 

Zudem seien momentan nur 40 Personen in den Räumen untergebracht, die einen negativen Asylentscheid erhalten hätten. 100 könne das Zentrum beherbergen. «Die daraus resultierende persönliche Perspektivlosigkeit birgt Frustpotenzial in sich, das für das Betreuungspersonal eine besondere Herausforderung darstellt», sagt Schade. Jedoch sei das Personal «im Umgang mit den ihm zugewiesenen Personen geschult, mit Blick auf Deliktvergehen sensibilisiert und gewährleistet einen geregelten Zentrumsbetrieb». Schade schränkt jedoch ein: «Die Möglichkeiten, unangebrachtes, störendes und unrechtmässiges Verhalten ausserhalb des Zentrums zu verhindern, sind – wie wohlgemerkt in jedem Bereich der Gesellschaft – limitiert.»

«Seit sieben Jahren lebe ich hier mit meiner Familie, und wir sind sehr zufrieden»

20 Minuten war in Riedbach vor Ort, um mit Anwohnerinnen und Anwohnern zu sprechen. Die Befragten berichteten von einer unveränderten und ruhigen Situation im Dorf. Vor zwei Wochen sei einer Anwohnerin aus ihrem unabgeschlossenen Auto etwas Kleingeld entwendet worden, dieser Vorfall beunruhige sie jedoch nicht. Sie habe ihn der Polizei gemeldet. Zuzanna R. (31) sei zwar von diesem Vorfall schockiert und habe die Trottinettes ihrer Kinder hereingeholt, aber sie sei sonst nicht eingeschüchtert: «Seit sieben Jahren lebe ich hier mit meiner Familie, und wir sind sehr zufrieden», sagt sie. Auch Tanja V. (44) fühle sich weiterhin in Riedbach sicher: «Ich wohne hier schon seit zwölf Jahren und habe noch nie auffällige Leute gesehen.»

Aktivier jetzt den Bern-Push!

Keine News mehr verpassen

Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.

Deine Meinung