Terror in Jakarta: Zwei Attentäter waren der Polizei bekannt

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Terror in JakartaZwei Attentäter waren der Polizei bekannt

An den blutigen Terroranschlägen in Indonesien waren mindestens zwei bekannte Extremisten beteiligt. Ein Fund bei der Leiche eines Attentäters soll zudem das IS-Bekenntnis bestätigen.

von
pat

Einen Tag nach dem Terroranschlag mit sieben Toten in Jakarta sucht die indonesische Polizei nach möglichen weiteren Terrorzellen.

Vier der fünf getöteten Attentäter konnte die Polizei nach eigenen Angaben bis Freitag identifizieren. Mindestens zwei der Extremisten waren der Polizei bekannt. Einer der Täter sei 2010 wegen Terrorverbrechen zu sieben Jahren Haft verurteilt worden, jedoch vorzeitig freigelassen worden, sagte der Chef der nationalen Polizei, Badrotin Haiti, am Freitag. Ein zweiter sei ebenfalls wegen Terroraktivitäten vorbestraft gewesen.

Verdächtige festgenommen

Am Freitag wurden laut einem Bericht des Fernsehsenders MetroTV ausserdem drei Verdächtige festgenommen.

Sie sollen einen Anschlag geplant haben, teilten die Behörden mit. Es handle sich um einen Bombenbauer, einen Schusswaffenexperten und einen Geistlichen. Sie sollen eine Frau bedroht haben. Sie seien in der Stadt Depok südlich von Jakarta in Gewahrsam genommen worden, berichtete der Sender Metro TV. Nach Polizeiangaben haben sie aber nichts mit dem Anschlag in Jakarta am Vortag zu tun.

Am Donnerstag hatten Selbstmordattentäter ein beliebtes Geschäftsviertel stundenlang in Angst und Schrecken versetzt. Fünf Männer griffen ein Starbucks-Café und eine Polizeiwache mit selbst gebauten Bomben, Waffen und Sprengstoffwesten an. Zwei Zivilisten - ein Indonesier und ein Kanadier - kamen um, 20 weitere Menschen wurden verletzt. Alle Angreifer wurden bei einem Feuergefecht mit der Polizei getötet.

Schwarze Flagge gefunden

Die Terrormiliz Islamischer Staat bekannte sich zu dem Anschlag. Der Sprecher der Bundespolizei gab am Freitag Details zur Bluttat bekannt, die das IS-Bekenntnis untermauerten. Bei einem der Angreifer von Jakarta sei eine schwarze Flagge der Extremistengruppe gefunden worden, sagte Anton Charliyan. Zudem gehe die Polizei davon aus, die Identität der Attentäter ermittelt zu haben.

Zwei der Männer seien schon früher wegen Terrorvorwürfen überführt und verurteilt worden. Zuvor hatte Jakartas Polizeichef Tito Karnavian mitgeteilt, die mutmasslichen Angreifer hätten Kontakte zum IS und seien Teil einer Gruppe um Bahrum Naim, einen indonesischen Extremisten, der sich derzeit in Syrien aufhalte.

Dwiyono, Polizeichef der bei Jakarta gelegenen Region Depok, sagte MetroTV später, in dem Vorort seien im Morgengrauen drei Männer in ihren Häusern festgesetzt worden, die womöglich in den Anschlag verwickelt seien. Auf Bildern des Fernsehsenders war zu sehen, wie die Verdächtigen in Handschellen von Beamten abgeführt wurden.

Terror-Warnung bereits im Dezember

Am Freitag war die Atmosphäre am Schauplatz des Anschlags gespannt: Die Gegend rund um das attackierte Starbucks-Café blieb grossräumig abgesperrt, die Polizeipräsenz war hoch. Die Sicherheitsvorkehrungen seien verschärft worden, sagte Polizeisprecher Anton Charliyan. Mit Unterstützung der Armee würden vor allem Ziele wie Polizeistationen, Regierungsgebäude und Botschaften in Jakarta bewacht. Besondere Sicherheitsmassnahmen gebe es zudem auf der Urlaubsinsel Bali. Dort waren Sicherheitskräfte in Kampfkleidung mit Sturmgewehren unterwegs.

Etliche Menschen legten als Zeichen der Solidarität Blumen und Botschaften nieder. Es war der erste grosse Anschlag in Jakarta seit 2009, als bei Angriffen auf zwei Hotels sieben Menschen getötet worden waren. Das überwiegend von Muslimen bewohnte Indonesien wurde bereits im Dezember vor einem bevorstehenden Terrorangriff gewarnt. Am Silvesterabend wurden rund 150'000 Polizisten und Soldaten entsandt, um Kirchen, Flughäfen und andere öffentliche Orte zu sichern. Mehr als 9000 Polizisten wurden zudem auf Bali aufgeboten, wo sich 2002 die bislang folgenschwerste Terrorattacke in dem Land mit 202 Toten ereignete. (pat/sda)

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