Zwei Fremdsprachen in der Primarschule büffeln

Aktualisiert

Zwei Fremdsprachen in der Primarschule büffeln

Alle Schülerinnen und Schüler sollen künftig bereits in der Primarschule zwei Fremdsprachen lernen.

Spätestens ab dem Schuljahr 2012/13 wird neben der Lokalsprache eine Fremdsprache ab der 3. Klasse und eine zweite ab der 5. Klasse gelehrt.

Weiteres Ziel ist eine verstärkte Förderung der lokalen Landessprache. Auf diesen gesamtschweizerischen Fahrplan hat sich die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) geeinigt, wie EDK-Vertreter am Mittwoch vor den Medien erklärten.

Eine der beiden Sprachen müsse eine zweite Landessprache sein, führte Hans Ulrich Stöckling, Regierungsrat in St. Gallen und Präsident der EDK, den Beschluss der EDK aus. Die Reihenfolge der Sprachen stehe den Kantonen aber frei - diese werde innerhalb der vier EDK-Regionalkonferenzen koordiniert.

Laut der EDK wird sich dabei folgende Situation ergeben: Die Mehrheit der deutschsprachigen Kantone wird als erste Fremdsprache Englisch einführen. In der Westschweiz wird es Deutsch bleiben, und auch im Tessin und in Graubünden wird es eine zweite Landessprache sein. In den zweisprachigen Kantonen wird es die jeweilige andere Kantonssprache sein.

Anpassung an Europa

Der neue Plan diene der Anpassung an Europa, sagte Stöckling weiter. Sowohl die EU als auch der Europarat sehen «zwei Fremdsprachen vom jüngsten Kindesalter an» vor. Wenn die Schweiz konkurrenzfähig bleiben wolle, dürfe diese Entwicklung nicht verpasst werden. Weiter solle auch vom frühen Sprachenlernen profitiert werden.

Im gesamtschweizerischen Fahrplan dient das Schuljahr 2006/07 zur Schaffung der gleichen Ausgangslage in allen Kantonen: Jeder Kanton soll spätestens ab dem 5. Schuljahr eine zweite Landessprache und ab dem 7. Schuljahr Englisch eingeführt haben und die Erstsprache fördern.

Ab diesem Zeitpunkt werden dann verbindliche Sprachenstandards sowie die sprachlichen und didaktischen Anforderungen an die Lehrer festgelegt. Spätestens im Schuljahr 2010/11 ist die Einführung der ersten Fremdsprache geplant und zwei Jahre später die weitere ab dem 5. Schuljahr.

Der Sprachunterricht soll bereits ab 2005 regelmässig und landesweit evaluiert werden, wie die EDK weiter erklärt. Zusammen mit dem Bund will die EDK ferner eine nationale Agentur zur Förderung von Austauschaktivitäten einrichten und ein nationales Kompetenzzentrum für Mehrsprachigkeit aufbauen.

Die lange Umsetzungsfrist diene dazu, die Lehrkräfte auszubilden und Standards für alle Kantone zu setzen. Weiter könne so die finanzielle Umsetzung des Beschlusses in der momentanen wirtschaftlichen Lage über eine längere Zeit abgewälzt werden.

Zwei Enthaltungen

Dem neuen Sprachenkonzept stimmten letzte Woche anlässlich der EDK-Plenarversammlung 24 Kantone und Halbkantone zu. Luzern und Appenzell-Innerrhoden enthielten sich der Stimme. Der Strategiebeschluss ist verbindlich.

Appenzell-Innerrhoden ist derzeit der einzige Kanton in der Schweiz, in dem Englisch in der Primarschule unterrichtet wird. Der Französisch-Unterricht setzt aber erst im 7. Schuljahr ein. In Luzern fordert ein Projekt, in der Primarschule nur eine Fremdsprache - Englisch - obligatorisch zu unterrichten.

(sda)

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