24 Kilometer über MeerZwei Teenager schicken Lego-Mann ins All
Mit viel Erfindergeist und wenig Geld haben sich zwei Schüler aus Kanada den ultimativen Bubentraum erfüllt. Die «bemannte» Weltraumfahrt ist seither um ein Kapitel reicher.
- von
- kri
Dass man mit Lego wirklich alles machen kann, haben Mathew Ho und Asad Muhammad mit einem erstaunlichen Experiment bewiesen: Die beiden Schüler aus Kanada haben einen Lego-Mann ins All geschickt, nach 97 Minuten heil zur Erde zurück gebracht und das Ganze auch noch gefilmt, wie der «Toronto Star» berichtet.
Vier Monate lang hatten die beiden 17-Jährigen jedes Wochenende an ihrem Projekt gearbeitet. Für umgerechnet 80 Franken hatten sie online einen gebrauchten Wetterballon ersteigert sowie für 150 Franken Helium in einem Partyshop gekauft. Muhammads Mutter nähte einen Nylon-Fallschirm. In einer Styropor-Schachtel platzierten sie drei Kompaktkameras, eine Weitwinkel-Videokamera sowie ein GPS-fähiges Handy. Zum Schluss befestigten sie einen Lego-Mann mit einer kanadischen Flagge mit Superkleber auf einer Planke. Alles zusammen hatte weniger als 500 Franken gekostet.
Blieb noch das Problem der Flugroute zu lösen. Die beiden hatten eine Website entdeckt, die den Landeort eines Wetterballons aufgrund des Startorts und der aktuellen Windlage berechnet. Anfänglich spuckte der Computer stets Rochester jenseits der Grenze aus. Was die US-Behörden von ihrem Experiment halten würden, wollten Mathew und Asad nicht herausfinden, also warteten sie.
«Wir waren verrückt vor Freude»
Am Morgen des 14. Januar änderte sich die Windlage und der berechnete Landeort kam in die Nähe von Peterborough auf kanadischem Territorium zu liegen. Auf einem Fussballfeld trafen sie umgehend die letzten Vorbereitungen für den Start. Neben die Kameras und das Handy packten sie Handwärmer, damit die Elektronik auch in der kalten oberen Atmosphäre funktionierte. Dann füllten sie den Ballon mit Helium und schauten zu, wie der Lego-Mann seine Reise antrat. Die Uhr zeigte 14:30 Uhr.
Als der Wetterballon eine Höhe von sieben Kilometern erreicht hatte, brach das Mobilfunksignal ab. Mathew und Asad gingen nach Hause und machten Dim Sum. In 24 Kilometer Höhe platzte der Ballon und schwebte mit dem eingebauten Fallschirm zurück zur Erde. Kurz nach vier Uhr meldete Mathews iPad, dass er wieder in Funkreichweite war. Minuten später landete er ungefähr wie erwartet auf einem Feld in der Nähe von Rice Lake, 122 Kilometer vom Startort entfernt.
Am folgenden Wochenende fuhren die beiden zur Stelle und fanden den Ballon auf Anhieb. Die vier Kameras hatten zwei Videos und 1500 Fotos geschossen. «Wir sahen den blauen Streifen um die Erde, ihre Krümmung, die Ozonschicht in der Stratosphäre und das Schwarz des Weltalls», sagte Mathew gegenüber dem kanadischen Fernsehsender Global TV. «Wir waren verrückt vor Freude.»
Auch Lego gratuliert
Anerkennung für die beiden kommt von den verschiedensten Seiten: «Ihr Erfindergeist ist enorm», sagte Michael Reid, der an der Universität Toronto Astrophysik lehrt. «Für zwei 17-Jährige ist das eine sehr beeindruckende Leistung.» Auch Lego gratulierte den beiden Nachwuchs-Ingenieuren. «Wir sind immer wieder erstaunt, wie kreativ Lego-Fans unsere Produkte einsetzen», sagte Michael McNally, Direktor für Markenpflege bei Lego.
Mathew und Asad im kanadischen Fernsehen:
Start- und Landepunkt des Wetterballons: