Schüsse im Zentrum: Zwei Tote bei Protesten in Istanbul

Aktualisiert

Schüsse im ZentrumZwei Tote bei Protesten in Istanbul

In der Nacht auf Donnerstag kam es in Istanbul erneut zu Auseinandersetzungen, wobei auch islamisch-konservative Wahlkampfbüros attackiert wurden. Zwei Männer starben.

Bei landesweiten Protesten gegen die türkische Regierung sind am Mittwoch zwei Personen ums Leben gekommen.

Ein Polizist habe einen tödlichen Herzanfall erlitten, ein junger Mann sei bei Strassenkämpfen getötet worden, teilten die Behörden am Donnerstag mit.

Demonstrant von Polizei getötet

Der 22-Jährige sei tödlich verletzt worden, als Gegner und Anhänger der Regierung im Stadteil Beyoglu aufeinander losgingen. Dabei fielen auch Schüsse, wie das Büro des Istanbuler Gouverneurs mitteilte. Zwei Menschen wurden verletzt.

Anhänger der Regierung beschuldigten Linksextremisten, sie hätten auf Gegendemonstranten geschossen. Nach Medienberichten wurden in Istanbul auch sechs Wahlkampfbüros der Regierungspartei AKP attackiert und teilweise in Brand gesteckt.

Der 29 Jahre alte Polizist starb in der östlichen Stadt Tunceli. Nach Medienberichten hatte er in einem Polizeifahrzeug einen Herzanfall erlitten, weil er viel Tränengas eingeatmet habe.

Neue Demonstrationswelle

Auslöser der Proteste war der Tod eines Jugendlichen am Dienstag. Er war bei Demonstrationen gegen die Regierung im vergangenen Jahr in Istanbul schwer verletzt worden war und lag seither im Koma. Am Mittwoch gaben ihm Tausende in Istanbul ein letztes Geleit.

Die Trauerfeier wurde zum Protestmarsch gegen die Regierung. Nachdem die Polizei Demonstrationszüge zum zentralen Taksim-Platz mit Wasserwerfern, Tränengas und Gummigeschossen gestoppt hatte, schossen Demonstranten mit Steinschleudern, warfen Steine und errichteten Barrikaden.

Auch in Ankara, Izmir und anderen Städten gingen die Menschen auf die Strasse. Es gab in mehreren Städten Festnahmen und Verletzte.

Erdogan wirft Gegnern Stimmungsmache vor

Die neuen Demonstrationen bringen den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan weiter in Bedrängnis. In den vergangenen Wochen war Erdogan in das Zentrum von Korruptionsermittlungen geraten.

Im Internet wurden Telefonmitschnitte veröffentlicht, die die Verwicklung Erdogans in illegale Machenschaften beweisen sollen. Erdogan sprach von manipulierten Aufnahmen, die lediglich ihn und seine Regierung diskreditieren sollten.

Auch am Donnerstag warf der konservative Regierungschef seinen Gegnern vor, sie wollten Chaos säen und auf diese Weise die anstehenden Kommunalwahlen beeinflussen. «Ihr gebt vor, Demokraten zu sein, für die Freiheit», sagte Erdogan bei der Eröffnung einer U-Bahn-Linie in Ankara.

«Es sind Scharlatane, sie haben nichts mit Demokratie zu tun, sie glauben nicht an Wahlen.» Er sei sich aber sicher, dass seine Anhänger ihnen bei der Abstimmung am 30. März die richtige Antwort geben würden.

(sda)

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