Yann SommerZweikampf mit Neuer? «Die Gerüchte interessieren mich wirklich nicht»
Nach seiner ersten Woche beim FC Bayern München spricht Nati-Goalie Yann Sommer über den Transfer, die ersten Erfahrungen, seine Ziele und den Konkurrenzkampf mit Manuel Neuer.
- von
- Tobias Wedermann
Darum gehts
Der Schweizer Goalie-Star Yann Sommer steht seit einer Woche im Tor des FC Bayern München.
Im Interview spricht der 34-Jährige über die ersten Tage beim Weltclub und die Konkurrenzsituation mit Manuel Neuer.
Ausserdem erzählt er, wie überrascht er vom Bayern-Angebot gewesen ist.
Yann Sommer, eine Woche Bayern-Spieler, zwei Spiele absolviert und noch kein Sieg. Kann man von einem harzigen Start sprechen?
Klar haben wir uns den Start in das neue Jahr anders vorgestellt. Wir sind nicht zufrieden. Bei Bayern München muss man gewinnen. Am Samstag haben wir im Topspiel gegen Frankfurt die Chance, wieder etwas gutzumachen.
Sie sprechen vom Gewinnen. Mit ihrem neuen Club sind sie noch in drei Wettbewerben vertreten. Was sind Ihre Ziele?
Ich will den maximalen Erfolg, sonst wäre ich nicht hier. Das ist es, was mich an dieser Herausforderung so reizt. Hier spielt man um all diese Titel und will sie auch gewinnen.
Haben Sie also dieses bayrische «Mia san mia»-Gewinner-Gen schon aufsaugen können?
Man merkt, dass die Spieler genau wissen, was es für den Erfolg braucht. Es hat viele Leader im Team mit grosser Erfahrung. Teilweise auch junge Spieler, die schon viel gewonnen haben. Es ist eine wertvolle Erfahrung mit diesen Mitspielern, um Pokale zu spielen. Das macht Spass.
Wie wurden Sie bei den Bayern empfangen?
Sehr, sehr herzlich. In allen Aspekten wurde mir direkt geholfen.
Bayern München ist ein Weltclub. Haben Sie schon realisiert, dass es nochmals eine grössere Hausnummer ist als ihre bisherigen Vereine?
Ich kannte den Club ja schon relativ gut. Es ist einer der grössten in Europa. Ich hatte in den ersten Tagen aber gar nicht viel Zeit, mir gross Gedanken zu machen. Es ging ja alles sehr schnell. Vertragsunterzeichnung, Training und dann gleich das erste Spiel.
«Der Kontakt zu den Bayern kam aus dem Nichts»
Nach dem Remis gegen Köln am Dienstag wurde schon über Wutreden von Sportchef Salihamidzic berichtet, Deutschland diskutiert über eine Paris-Reise von Serge Gnabry. Wie nehmen Sie das wahr?
Entspannt (lacht). Ich konzentriere mich auf die Leistung des Teams. Die war nicht top in den ersten beiden Spielen.
Goalie-Trainer Toni Tapalovic wurde kurz nach Ihrer Ankunft in München entlassen. Wie haben Sie das erlebt?
Er hat mich gut empfangen und wir hatten einen positiven Kontakt. Aber wir hatten gar nicht viele Berührungspunkte aufgrund der kurzen Zeit.
Trotz der kurzen Zeit wird aber täglich über Ihre Zukunft und einen möglichen Zweikampf mit Manuel Neuer berichtet. Wie gehen Sie damit um? Ist das ein zusätzlicher Druck?
Die ganzen Spekulationen und Gerüchte interessieren mich wirklich nicht. Ich lese auch keine Artikel dazu. Ich fokussiere mich nur auf meine sportlichen Leistungen und natürlich auf mein Privatleben. Meine Familie ist noch in Düsseldorf und es geht nun darum, dass wir uns hier in München möglichst schnell wohlfühlen.
Könnten Sie sich ab Sommer den Posten als Nummer 2 hinter Manuel Neuer vorstellen?
Ich mache mir über solche Szenarien gar keine Gedanken. Für den FC Bayern spielen zu dürfen, ist eine riesige Herausforderung für mich, die ich meistern möchte. Mein Ziel ist es, jetzt für das Team ein guter Goalie zu sein.
Sie treten aber in grosse Fussstapfen.
Es tut mir jetzt einfach gut, nach vielen tollen Jahren etwas Neues zu erleben und kennen zu lernen. Es ist eine Horizonterweiterung.
Ist das Goalie-Leben langweiliger bei den Bayern? Wenig zu tun. Aktuell tiefe Temperaturen.
Wenn wir als Team einen guten Job machen, gibt es Spiele, wo ich sicher weniger zu tun haben werde. Aber du musst immer 100 Prozent mit dabei sein – egal, wie der Spielverlauf ist.
Zurück zu ihrem Transfer. Wie ging dieser über die Bühne? Wurden Sie irgendwann nervös, als Gladbach mehrere Bayern-Angebote abgelehnt hatte?
Der Kontakt zu den Bayern kam aus dem Nichts. Ich hatte nie damit gerechnet. Als es schlussendlich geklappt hat, habe ich mich natürlich sehr gefreut. Man hat mir in München klargemacht, dass man mich unbedingt will.
«Es zeigt, wie grossartig das Umfeld in Gladbach ist.»
Ihr Nati-Kollege Jonas Omlin tritt bei Gladbach ihre Nachfolge an. Haben Sie sich während der Wechselphase ausgetauscht?
Wir haben uns hin und wieder ausgetauscht. Ich schätze Jonas sehr als Goalie und Person.
Haben Sie ihn als Nachfolger empfohlen?
Nein, das musste ich nicht. Jonas passt als Typ und Torhüter perfekt in den Club und wird eine grosse Bereicherung sein für Gladbach.
Bei den Gladbach-Fans gab es keine negativen Reaktionen, obwohl Sie zu einem Konkurrenten wechseln. Untypisch?
Ich habe in der Tat viele positive Nachrichten erhalten, dass man mir diese neue Herausforderung gönnt. Es zeigt wieder, wie grossartig dieses Umfeld von Borussia Mönchengladbach ist. Ich hätte aus Fan-Sicht aber auch verstanden, wenn es nicht alle so cool gefunden hätten, dass ich innerhalb der Liga gewechselt bin.
Das Interview wurde im Rahmen einer Medienrunde aufgezeichnet.
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