500 Jahre ReformationZwingli grüsst nachts von St. Peter und Co.
Das Jubiläum «500 Jahre Reformation» ist in der Deutschschweiz angekommen. Am Donnerstag starteten die Feierlichkeiten in Zürich mit prominenten Gästen.
Der Festakt fand beim Zürcher Grossmünster statt. Bundesrat Johann Schneider-Ammann und Kirchenbundpräsident Gottfried Locher, die beiden Co-Präsidenten des Patronatskomitees, hoben in ihren Eröffnungsreden zum Jubiläumsauftakt in der Deutschschweiz die Bedeutung der Freiheit, wie sie in der Reformation angelegt ist, hervor.
Bundesrat Johann Schneider-Ammann beispielsweise sieht die Welt - wie zu Zeiten der Reformation - im Umbruch. Nun seien es jedoch rückwärtsgewandte Kräfte, die Ideen und Überzeugungen, die sich mit den Werten der Reformation beissen würden, propagieren. Technologie- und Wissenschaftspessimismus oder Antiliberalismus seien wieder en vogue, sagte er vor dem Grossmünster.
«Die erste Globalisierung und die Reformation haben uns viel gegeben, was unsere Zeit auf diesem Planeten lebenswerter und intensiver macht», sagte der Bundesrat. Man solle sich hüten, diese Errungenschaften des menschlichen Geistes einfach zu verschenken.
Unsere offene Gesellschaft, wie sie von Luther, Calvin und Zwingli unbewusst mitbegründet worden ist, sei noch immer der beste Weg, um allen möglichen Herausforderungen zu begegnen. «Das hat uns die Reformation geschenkt und das müssen wir zusammen bewahren», sagte er.
Freiheit schützen und pflegen
Gottfried Locher betonte, dass die Reformation den modernen Staat und die liberale Gesellschaft massgebend mitgeprägt und so eine kulturelle Gemeinsamkeit geschaffen habe. «Die Reformation machte mit ihrer Botschaft der Freiheit die ersten Schritte in der Entwicklung zur modernen Gesellschaft», sagte er.
Der Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds rief dazu auf, über die Konfessions- und Religionsgrenzen hinaus, die errungene Freiheit in Verantwortung zu schützen und zu pflegen. Denn die Reformationsgeschichte verpflichte, für die Freiheit der anderen einzustehen.
Locher war sich bewusst, an welch historischer Stätte er am Donnerstag zu den Menschen sprach, die zum Grossmünster gepilgert waren. Die Zürcher könnten zu Recht stolz auf ihren Reformator Huldrych Zwingli sein. Er stehe am Anfang einer eigenen, einer Schweizer Reformation, «aber mehr noch einer Bewegung, die von Zürich über Genf rasch internationale Verbreitung fand.»
Gerry Hofstetter hat wieder zugeschlagen
Erstmals zu sehen war am Donnerstag eine Lichtinstallation des Schweizer Lichtkünstlers Gerry Hofstetter mit dem Namen «Schattenwurf Zwingli». Dabei werden rund um das Grossmünster Bilder und die Silhouette von Zwingli beispielsweise auf andere Gebäude projiziert.
Ausserdem macht am Freitag und Samstag der «Reformationstruck» auf seinem Weg durch 19 Länder und 67 Städten Europas in der Halle des Hauptbahnhofs Halt. Der 28 Tonnen schwere Truck zeigt die lokale Geschichte der Reformation auf. Neben dem Betrieb einer Druckerei kann die Bevölkerung die Ausstellung besuchen und an zwei Podien mit Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wirtschaft teilnehmen.
Ziel des Lastwagens ist Wittenberg D, der Wirkungsort von Martin Luther. Dort beginnt am 20. Mai die Weltausstellung «Reformation - Tore der Freiheit». Gestartet ist der Camion im November in Genf und steuerte in der Schweiz bereits die Reformationsstädte Lausanne, Neuenburg, Basel, Wildhaus und Bern an. Nach Zürich stoppt er am 13. und 14. Januar auch noch in Chur. (sda)