FlorenzDeutsche Historikerin empört sich über David-Souvenirs
Die Direktorin eines Museums in Florenz kämpft um die Würde der berühmten David-Figur von Michelangelo und geht rechtlich gegen den Verkauf von Souvenirs vor.

Hast du dir nach einem Museumsbesuch schon einmal als Geschenk oder zur Erinnerung ein passendes Souvenir gekauft? Wenn es nach der Direktorin Cecilie Hollberg des Museums Galleria dell'Accademia in Florenz geht, sollte das verboten werden – zumindest, wenn es sich dabei um ein Souvenir der weltberühmten Figur David vom Renaissance-Künstler Michelangelo handelt.

Die vermutlich bekannteste Skulptur der Kunstgeschichte ist zwischen 1501 und 1504 in Florenz entstanden und zeigt den biblischen David nackt bei seiner Vorbereitung auf den Kampf gegen Goliath.
Direktorin will Würde von David schützen
Cecilie Hollberg stört besonders, dass viele Geschäfte die Nacktheit sowie die Genitalien der Figur in den Vordergrund stellen – das sei erniedrigend. Das Ziel der deutschen Historikerin? Die Würde von David zu schützen.
«David wird ein Schinken in den Arm gedrückt und sogar ein Maschinengewehr, und das ist würdelos», sagt sie gegenüber der «Abendzeitung». «Er ist die nationale Identifikationsfigur, das kann also nicht im Sinne Italiens sein.»

Das von ihr geforderte Verbot bezieht sich auf alle Souvenirs, die von Geschäften oder Strassenhändlerlinnen und -händlern in Florenz verkauften werden. Darunter fallen beispielsweise Magnete, Postkarten, Miniaturfiguren, T-Shirts und andere Produkte, bei denen die Genitalien der Figur vergrössert dargestellt werden.
Hollberg geht gerichtlich gegen Unternehmen vor
Dass es Hollberg ernst meint, zeigen die vielen laufenden Gerichtsverfahren des Museums zu diesem Thema. So gewann sie beispielsweise bereits einen Prozess gegen Ticketverkäufer, die Davids Bild nutzten, um vor den Türen der Accademia Eintrittspakete mit Aufschlag zu verkaufen.
Welche Art von Souvenirs kaufst du in deinen Ferien?
Schon in der Vergangenheit hat die Direktorin das Magazin «GQ Italia» ins Visier genommen, weil das Cover eine Fotomontage von Davids Körper mit dem Gesicht eines Models zeigte. Auch die Luxusmodemarke Longchamp wurde vom Museum verklagt. Sie inszenierte die Genitalien der David-Statue auf einer Florenz-Edition ihrer ikonischen Handtaschen.
Seit dem Jahr 2017 habe die Accademia durch Klagen Hunderttausende Euro Schadensersatz erhalten, sagt Hollberg gegenüber «The Associated Press».
Rechtslage Italiens ist unklar
Das strikte Vorgehen von Hollberg hat eine hitzige Debatte in der Öffentlichkeit entfacht, ob damit gegen die Meinungsfreiheit und das Urheberrecht verstossen werde oder nicht. Gemäss dem seit 2004 geltenden italienischen Kulturerbegesetz wird das Urheberrecht dem Museum oder Institut übertragen, welches somit Eigentümer des Kunstwerks ist.
Das steht jedoch in direktem Widerspruch zur Berner Übereinkunft, die besagt, dass das Urheberrecht an geistigem Eigentum 70 Jahre nach dem Tod des Kunstschaffenden erlischt. Auch Italien hat die Berner Übereinkunft unterschrieben, weshalb aktuell von der Europäischen Kommission geprüft wird, ob Italiens Kulturerbegesetz gegen das Urheberrecht verstösst.
Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?
Laura Zygmunt (lmz) arbeitet seit 2022 für 20 Minuten. Sie ist Redaktorin im Ressort Lifestyle und schreibt über die Welt des Reisens.
