Öffentlicher Verkehr15-Minuten-Takt in der ganzen Schweiz: SBB plant ÖV-Revolution
Vincent Ducrot, CEO der SBB, plant, landesweit einen 15-Minuten-Takt einzuführen. Allerdings müsse die Schweiz bereit sein, sich von traditionellen Gewohnheiten zu lösen.
Darum gehts
- SBB-CEO Vincent Ducrot hält einen landesweiten 15-Minuten-Takt für möglich.
- Dafür müsse man sich von starren Fahrplänen verabschieden.
- Für die Feinverteilung, die letzten 15 Minuten, will Ducrot den lokalen ÖV ausbauen und vermehrt auf Trams, Rufbusse oder sogenanntes Light Rail setzen.
SBB-CEO Vincent Ducrot plant eine umfassende Reform des öffentlichen Verkehrs. In einem Interview mit dem «SonntagsBlick» erklärt er, dass das Ziel sei, landesweit einen 15-Minuten-Takt einzuführen. Dies sei dank der Digitalisierung des bestehenden Schienennetzes möglich, ist sich Ducrot sicher. «Teure Infrastrukturen, die nur wenige Sekunden Fahrzeitgewinn bringen, sind dafür nicht nötig», sagt er.
In Bern werden alle Fäden gebündelt
Die SBB habe bedeutende Investitionen in die Planung und interne Kommunikation getätigt, um die Effizienz und Koordination im Personenverkehr, der Infrastruktur, der Sicherheit, der IT und den Immobilien zu steigern. Diese Bemühungen hätten bereits zu einer deutlich engeren Zusammenarbeit geführt. Heute markiere die Einrichtung der neuen Leitstelle Bahnverkehr Schweiz im Bollwerk in Bern einen weiteren Meilenstein. Dort werden sämtliche operativen Fäden des integrierten Bahnverkehrs gebündelt, um eine sofortige Reaktionsfähigkeit auf auftretende Probleme zu gewährleisten. Diese Zentralstelle ermögliche es, den Betrieb effektiv zu überwachen und bei Bedarf schnell und gezielt Massnahmen zu ergreifen, um einen reibungslosen Ablauf des Bahnverkehrs sicherzustellen.
«Bei kleineren Bahnhöfen müssen wir uns überlegen, wo ein Zug sinnvollerweise hält»
Allerdings müsse die Schweiz bereit sein, sich von traditionellen Gewohnheiten zu lösen. Ducrot schlägt vor, flexibler auf Zentren zuzufahren und sich von starren Fahrplänen zu verabschieden (Knotenstruktur 0/15/30/45). Dies bedeute auch eine Neubewertung der Haltestellen. «Bei kleineren Bahnhöfen müssen wir uns überlegen, wo ein Zug sinnvollerweise hält», so der SBB-Chef gegenüber dem «SonntagsBlick» weiter.
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Mehr Züge dort, wo sie gefragt sind
Auf die Feststellung, dass zu Stosszeiten auf vielbefahrenen Strecken die Passagiere oft keine Sitzplätze mehr fänden, antwortet Ducrot: «Auf kurzen Strecken von weniger als 15 Minuten während der Rushhour gibt es oft wie in einer Metro keine freien Sitzplätze. Auf längeren Strecken ist es aber selbstverständlich unser Anspruch, dass niemand stehen muss.» Aufgrund «unseres offenen Systems», das keine Reservierung erfordere, sei es aber nicht möglich, das immer zu garantieren. «Hier wollen wir ansetzen, indem wir flexibler dort mehr Züge fahren lassen, wo sie gefragt sind», so der SBB-CEO.
Für die Feinverteilung, die letzten 15 Minuten, will Ducrot den lokalen ÖV ausbauen und vermehrt auf Trams, Rufbusse oder sogenanntes Light Rail setzen. Er verweist auf erfolgreiche Beispiele wie die Limmattalbahn zwischen Zürich-Altstetten und Spreitenbach AG, die bereits jetzt eine hohe Auslastung aufweise. Dadurch könne das Schienennetz, das für den 15-Minuten-Takt benötigt wird, entlastet werden, erklärt der SBB-Chef.
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Jonas Bucher ist Blattmacher stellvertretender Co-Leiter des Newsdesks bei 20 Minuten. Er ist seit 25 Jahren in der Medienbranche tätig und 20 Minuten stets treu geblieben.
