Nicole Brändle«Die Preise in den Schweizer Hotels werden weiter steigen»
Noch nie übernachteten so viele Gäste in Schweizer Hotels wie im letzten Jahr. Die Chefin des Branchenverbandes Hotelleriesuisse sieht dennoch in vielen Bereichen Handlungsbedarf.
Darum gehts
- Die Direktorin von Hotelleriesuisse sieht den Fachkräftemangel und allgemeinen Wandel im Tourismus als grösste Herausforderungen.
- 2023 wurde mit fast 42 Millionen Übernachtungen noch ein neuer Rekord erreicht.
- Zudem rechnet sie wegen steigender Kosten damit, dass Übernachtungen auch für die Gäste weiter teurer werden könnten.
Die Schweizer Hotellerie hat im letzten Jahr einen Rekord von fast 42 Millionen Logiernächten erreicht. Nicole Brändle, die neue Direktorin des Branchenverbandes Hotelleriesuisse, warnt jedoch, dass sich der Aufwärtstrend in den nächsten Jahren verlangsamen könnte.
In einem Interview nennt Brändle den Fachkräftemangel und einen allgemeinen Wandel im Tourismus als grösste Herausforderungen für die Branche. Viele der Angestellten, die während Corona die Hotellerie verlassen hätten, seien zwar zurückgekehrt. «Doch mittelfristig haben wir ein Problem: Viele Mitarbeitende werden bald pensioniert, zu wenige kommen nach», warnt die 45-Jährige.
EU-Personal reicht nicht
Es gebe zwar keinen Königsweg zur Lösung des Fachkräftemangels, aber die Stärkung der Berufsbildung und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Hotels seien wichtige Schritte. Die Personenfreizügigkeit mit der EU sieht Brändle ebenfalls als wichtigen Faktor für eine gesunde Tourismusbranche. Die Hotelleriesuisse-Chefin fordert im Gespräch mit den Zeitungen von CH Media aber auch einen besseren Zugang zu Mitarbeitenden aus Drittstaaten, um genug Personal zu haben.
Ein weiterer Trend sei die Diversifizierung des Tourismus. Der Klimawandel bedroht den Wintertourismus in den Bergen, weshalb viele Hotels darauf reagieren, indem sie die Sommer- und Wintersaison verlängern und neue Gästegruppen ansprechen. Auch der Städtetourismus gewinnt an Bedeutung, da immer mehr internationale Gäste in Städten übernachten und von dort aus Tagesausflüge unternehmen.
«Gesellschaft ist nicht sehr kinderfreundlich»
Als Mutter dreier kleiner Kinder gibt Nicole Brändle der Schweizer Hotelbranche derweil eine schlechte Note – dies liege aber in erster Linie nicht an den Hotels, sondern der «nicht sehr kinderfreundlichen Schweizer Gesellschaft». Insgesamt seien in den letzten Jahren aber viele neue Angebote entstanden, die Familienfreundlichkeit nehme zu.
Brändle rechnet in den kommenden Jahren mit einer sinkenden Zunahme der Übernachtungen, unter anderem würde der Aufholeffekt nach der Corona-Krise abklingen. Zudem könnten steigende Preise und das Ende des inländischen Tourismusbooms, den es während Corona gab, den Wachstumstrend beeinflussen.
So entwickeln sich die Preise für Gäste
Die Kosten für die Gäste nehmen aber auch in Zukunft zu, ist sich Brändle sicher: «Die Preise werden entlang der Inflation weiter steigen, die Margen sind sehr dünn in unserer Branche.» Steigende Kosten wie Personal-, Lebensmittel- und Energieausgaben müsse man daher weitergeben. Zudem könnten die Preise auch wieder steigen, wenn die Nachfrage stark zunehmen sollte.
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Benedikt Hollenstein (bho) ist seit 2021 bei 20 Minuten. Er schreibt für den Newsdesk und übernimmt dort auch Tagesleitungsschichten.
