Rhodos«Wir mussten draussen schlafen, jetzt fällt die Asche vom Himmel»
Auf Rhodos wütet ein Waldbrand. Menschen müssen ihre Unterkünfte verlassen, darunter auch ein News-Scout. Sie berichtet von der Verzweiflung – und der Nacht im Freien.
Darum gehts
- Die seit drei Tagen tobenden Waldbrände gerieten am Samstagnachmittag ausser Kontrolle.
- Hotels mussten evakuiert werden.
- Touristen versuchen, die Insel zu verlassen.
- Andere sitzen fest und wissen noch nicht, wie es weitergeht.
In Griechenland spitzt sich die Lage auf der Ferieninsel Rhodos nach dem Ausbruch eines Waldbrandes in der Mitte der Insel zu. Dort mussten am Samstag zwei Dörfer und mehrere Hotels evakuiert werden. Mindestens 10’000 Touristen und Einwohner im Südosten sind betroffen. Weitere Quellen sprechen sogar von 30’000 Betroffenen.
Evakuiert werden musste auch ein News-Scout. Sie berichtet, wie sie aus ihrem Hotelzimmer in Gennadi an der Südostküste der Insel evakuiert wurde. «Unsere Koffer sind noch im Zimmer und wir sind irgendwo weiter weg vom Feuer gebracht worden. Wir mussten draussen schlafen und sind einfach hilflos der Situation ausgeliefert.»
«Wir wussten nicht, wie es um uns steht»
Man spüre die Verzweiflung, sagt sie über den Moment, als sie und andere Gäste evakuiert wurden. «Wir wussten einfach nicht, wie es um uns steht.» Die Nacht sei einigermassen ruhig verlaufen. «Doch gegen vier Uhr morgens wurde es plötzlich kalt – jetzt fällt die Asche vom Himmel.»
«Alle wollen so schnell wie möglich wieder zurück in die Schweiz»
Jene, die können und wollen, versuchen, die Insel zu verlassen, was sich mitunter als schwierig erweist, wie ein weiterer News-Scout gegenüber 20 Minuten berichtet, der sich am späten Samstagabend ebenfalls dort befindet. «Alle wollen so schnell wie möglich wieder zurück in die Schweiz und nach Deutschland.» Am Flughafen von Rhodos sieht er Kinder, «die in Plastiksäcken auf dem Boden schlafen». Und je später es werde, desto mehr Menschen würden kommen.
Der Leser sei selbst nicht direkt von den Evakuierungen betroffen gewesen, er habe am Samstagabend sowieso zurück nach Zürich fliegen wollen.
«Die Situation vor Ort ist angespannt»
Die Situation am Flughafen beschreibt der News-Scout als angespannt, insbesondere bei jenen, «die kein Englisch können und nicht wissen, wohin sie sollen». Er berichtet von einem Gespräch mit Franzosen: «Sie erzählten uns, dass ihr Hotel niedergebrannt ist.» Es gebe Leute, die alles verloren hätten.
Das Personal am Flughafen würde Plastiksäcke verteilen, damit keiner frieren müsse. Aber abgesehen davon, gebe es nur spärliche Informationen. «Es ist chaotisch.» Ob sein Flug noch abheben werde, wisse er zum jetzigen Zeitpunkt nicht. «Flugzeuge landen verspätet oder Flüge werden annulliert.»
Eine weitere Touristin erzählt, dass sie nur das Nötigste mitnehmen durfte, nachdem der Alarm losging. «Wir wurden dann mit Bussen zu der Turnhalle gefahren, wo wir die Nacht verbrachten.» Die Stimmung vor Ort sei angespannt, die Menschen behalten aber Ruhe. «Wir wissen nicht, wann wir wieder zurück in unser Hotel dürfen, um unsere Sachen zu holen», so der News-Scout weiter.
Stromausfälle im Norden
Von den Waldbränden scheinen nicht alle gleich betroffen zu sein – je nachdem, wo man sich auf der Insel befindet. So berichtet ein News-Scout, dass sie sich gerade unweit von Rhodos-Stadt aufhalte. «Hier merkt man gar nichts von den Bränden, ausser den Lösch-Helikoptern, die immer wieder fliegen.» Auch bei einem Ausflug ins weiter südlich an der Ostküste gelegene Faliraki habe man nicht viel davon mitbekommen. «Jedoch hatten wir mehrere Stromausfälle am Abend – laut Restaurantbesitzer aufgrund des Feuers.»
Gleiches berichtet ein anderer News-Scout, der sich in Faliraki aufhielt und am Samstagabend Rhodos mit einem regulär gebuchten Flugzeug verliess. «Bis auf Stromausfälle und die Rauchwolken am Himmel hat man nichts davon gemerkt.»

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Yasmin Rosner (roy), Jahrgang 1980, arbeitet seit 2017 für 20 Minuten im Newsdesk als Nachtschicht vom Ausland aus.


