KobefleischJapaner nehmen 43 Jahre Wartezeit für Rinderkroketten in Kauf
Kobe-Rindfleisch gehört zu den exklusivsten Fleischsorten der Welt. Eine Metzgerei aus Takasago füllt damit Kroketten. Die Wartezeit hat sich innert zwei Jahren um 13 Jahre verlängert.
Darum gehts
- Die Metzgerei Asahiya verkauft Rinderkroketten aus Kobefleisch.
- Das Produkt ist so begehrt, dass die Wartezeit auf die Bestellung 43 Jahre beträgt.
- Die familiengeführte Metzgerei sagt, das Geschäft sei nicht rentabel.
Die familiengeführte Metzgerei Asahiya in Takasago City im westjapanischen Ortsteil Hyogo verkauft seit Jahrzehnten Fleischprodukte, darunter auch beliebtes Kobe-Rindfleisch aus der japanischen Region um Kōbe. Ihre gefrorenen Kobe-Rindfleischkroketten sind so beliebt, dass sich die Zeit auf der Warteliste von 30 Jahren im November 2022 auf mittlerweile 43 Jahre verlängert hat.
Was an dem Fleisch besonders ist
Kobe-Rindfleisch ist für viele auch unter dem Sammelbegriff Wagyū bekannt. Es ist das am stärksten marmorierte Fleisch aller Rinderrassen und hat den geringsten Anteil gesättigter Fettsäuren. Mythen besagen, die Rinder würden massiert und mit Bier getränkt werden. Fakt ist: Die Rinder aus Kōbe erhalten im Schnitt dreimal so viel Zeit wie ein herkömmliches Rind, bis sie schlachtreif sind.
Würdest du die Kroketten probieren?
Geschäft nicht rentabel
Trotz Hype macht die Metzgerei kein gutes Geschäft. Früher waren es statt 2700 Yen sogar nur 270 Yen, was lediglich zwei Schweizer Franken sind. Allein das Rindfleisch für eine Krokette kostet aber schon 2.80 Schweizer Franken. Wieso das Ganze? «Wir haben 1999 begonnen, unsere Produkte online zu verkaufen», erklärt Shigeru Nitta, Inhaber von Asahiya in dritter Generation. «Damals haben wir unsere Extreme Croquettes als Kostprobe angeboten.»
Es sollten erschwingliche und schmackhafte Kroketten sein, die das Konzept des Shops demonstrierten und Kunden vor allem dazu bringen sollten, nach dem Genuss der Kroketten teures Kobe-Rindfleisch in der Metzgerei zu kaufen. Eine reine Marketingstrategie also. Und die Idee funktioniert bis heute: Kundinnen und Kunden kaufen nach dem Probieren der günstigen Kroketten tatsächlich das hauseigene Kobe-Rindfleisch der Metzgerei.
Doch die Kroketten wurden immer beliebter, die Rechnung ging plötzlich nicht mehr auf. «Um den finanziellen Verlust am Anfang zu begrenzen, produzierten wir jede Woche nur noch 200 Kroketten», so der Inhaber. Die Wartezeit verlängerte sich.
Kunden möchten warten
«Wir haben 2016 aufgehört, die Kroketten zu verkaufen, weil die Wartezeit über 14 Jahre betrug. Wir wollten die Bestellungen einstellen, erhielten aber viele Anrufe, bei denen darum gebeten wurde, sie weiterhin anzubieten», so Nitta. Die Metzgerei nahm 2017 also wieder Bestellungen für die Kroketten an, erhöhte jedoch den Preis für eine Schachtel mit fünf Kroketten auf 2700 Yen (rund 16 Franken) und setzte Neukunden auf die immer länger werdende Warteliste.
Der Shop sendet regelmässig einen Newsletter an wartende Kundinnen und Kunden, der sie über die neuesten Versandschätzungen informiert. E-Mail-Adressen und Telefonnummern können über die Jahre jederzeit auf der Website aktualisiert werden.
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Justin Arber (jar), Jahrgang 1999, arbeitet seit 2022 als Redaktor am Newsdesk. Zeitweise übernimmt er da die Schichtleitung im Früh- und Spätdienst.
