Schweizer Restaurants setzen auf Billigkäse aus Deutschland

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«Anonyme Massenware»Schweizer Restaurants setzen auf Billigkäse aus Deutschland

Die Schweiz produziert Mozzarella, viele kaufen ihn aber lieber aus Italien. Auch in Kantinen und Take-aways verdrängt ausländischer Käse den aus der Schweiz.

Ausländischer Käse: Darum gehts

  • Schweizer Restaurants müssen die Herkunft ihres Käses nicht deklarieren.
  • Nun setzen sie wegen der Inflation immer stärker auf ausländischen Käse.
  • Dieser steckt oft auch in Hamburgern, Risotto, Lasagne und Tiefkühlpizzen.

«Fragen Sie einmal im Restaurant, woher der Käse in der Lasagne kommt», sagt Martin Spahr von der Organisation «Switzerland Cheese Marketing». Er stamme oft aus Deutschland und nicht mehr aus der Schweiz. Der Käse aus dem Ausland sei günstiger, und seine Herkunft müssten die Restaurants sowieso nicht deklarieren, so Spahr.

Schweiz importiert erstmals mehr Käse, als sie exportiert

Der Export von Käse ist 2023 im Vorjahresvergleich und nach Gewicht um 4,5 Prozent gesunken, wie Zahlen von «Switzerland Cheese Marketing» zeigen. Die Schweiz exportierte 73’494 Tonnen Käse und importierte 74’266 Tonnen. Gründe dafür seien die Frankenstärke, die Inflation und die ungünstige wirtschaftliche Entwicklung im Hauptexportmarkt Europa. Die Käse-Importe kommen vor allem aus Europa, insbesondere aus Italien, Deutschland und Frankreich.

Viele Schweizer bevorzugen Mozzarella aus Italien

«An sich ist die Schweiz ein Mozzarella-Produktionsland, trotzdem kaufen viele Schweizerinnen und Schweizer lieber den italienischen Galbani-Mozzarella», sagt Spahr in der «SonntagsZeitung». Obwohl die Schweiz  jedes Jahr rund 24’000 Tonnen Mozzarella herstelle. Die Werbepräsenz des ausländischen Käses und die gute Platzierung in den Läden von Galbani, Cantadou und Philadelphia zeige ihre Wirkung. 

Das sind die beliebtesten Käse-Importe und -Exporte

Zahlen von «Switzerland Cheese Marketing» zeigen, dass die Schweiz letztes Jahr vor allem Frisch- und Weichkäse importierte:
  • Frischkäse, Mozzarella, Quark (Importmenge: 32’290 Tonnen)
  • Weichkäse (13’351 Tonnen)
  • Halbhartkäse (12’604 Tonnen)
  • Hartkäse (6558 Tonnen)
  • Extrahartkäse (5232 Tonnen)
  • Schmelzkäse (4231 Tonnen)
Die Exportschlager sind Hart- und Halbhartkäse:
  • Hartkäse (31’786 Tonnen)
  • Halbhartkäse (21’990 Tonnen)
  • Frischkäse, Mozzarella, Quark (10’833 Tonnen)
  • Fertigfondue (4146 Tonnen)
  • Andere Käse (3437 Tonnen)
  • Schmelzkäse (786 Tonnen)
  • Weichkäse (549 Tonnen)

«Preisgünstige, anonyme Massenware»

Da der Warenverkehr mit der EU zollfrei ist, importieren gemäss «SonntagsZeitung» auch Kantinen, Hotels, Restaurants und Take-aways mehr Käse. Rund 40 bis 50 Prozent des 2023 importierten Käses ist laut Spahr «preisgünstige, anonyme Massenware» für die verarbeitende Industrie und die Gastronomie. So seien nun auch in Hamburger, Risotto, Fertiglasagne, Tiefkühlpizzen und Wähen oft ausländischer Käse drin.

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Nachfrage nach Premium-Käse sinkt

Zahlen von «Switzerland Cheese Marketing» zeigen auch, dass die Nachfrage nach Premium-Käse sinkt. Auch darum waren letztes Jahr beim Export alle Käsekategorien ausser «Frischkäse und Quark» rückläufig. Insgesamt betrug der Erlös für die Schweizer Käsebranche (Milchbetriebe, Käsereien, Affineure, Handel) 710,8 Millionen Franken. Das ist ein Minus von 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der durchschnittliche Exportpreis im Grosshandel stieg um 1,4 Prozent auf 9.67 Franken pro Kilogramm, der Importpreis um 4,5 Prozent auf 7.18 Franken.

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Marcel Urech (mur) ist seit Februar 2021 Teil des Wirtschaftsressorts von 20 Minuten, wo er unter anderem über Notenbanken, Gold und Bitcoin schreibt.

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