SBB stellt Topmanager wegen möglicher Interessenkonflikte frei

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SBB CargoSBB leitet Untersuchung gegen eigenen Topmanager ein

Ein Geschäftsleitungsmitglied der SBB Cargo ist gleichzeitig Manager von weiteren Firmen. Eine davon prahlt mit Aufträgen, die sie von der SBB erhält.

SBB-Manager: Darum gehts

  • Ein SBB-Topmanager arbeitet in seiner Freizeit bei anderen Unternehmen.
  • Eines von diesen brüstet sich damit, dass es Aufträge von der SBB erhält.
  • Jetzt läuft eine Untersuchung gegen den Manager.

Die SBB stellt ein Geschäftsleitungsmitglied der SBB Cargo frei. Es besteht der Verdacht von Interessenkonflikten, wie der «Blick» berichtet.

Der Manager arbeitet seit zehn Jahren beim Staatsbetrieb, ist privat aber noch an mehreren Firmen beteiligt. Bei einer, die mit Lampen und Leuchtstoffen handelt, sitzt er ebenfalls in der Geschäftsleitung. Die Firma rühmt sich auf ihrer Website damit, dass sie Aufträge von der SBB erhält. Sie habe bei einem der grössten Bahnhöfe der Schweiz und einem wichtigen Betriebsgebäude der Bahn im Mittelland gearbeitet.

SBB aktiviert Rechtsdienst

Fragen zur Höhe der Aufträge und einem möglichen Interessenkonflikt beantwortete die SBB in dem Bericht nicht. Ein Sprecher sagt, gemäss «aktuellem Wissensstand» habe es «keine Direktvergabe» von Aufträgen gegeben.

Allerdings seien «offene Fragen zu möglichen Interessenkonflikten» aufgetaucht. Deshalb sei der Manager vorsorglich freigestellt worden und eine Compliance-Untersuchung durch den Rechtsdienst eingeleitet worden.

Die SBB-Angestellten müssten strenge Compliance-Regeln einhalten. «Verstösse tolerieren wir nicht.» Welche möglichen Verstösse das sind, führte der Sprecher nicht konkret aus. Solange die Untersuchung läuft, gelte die Unschuldsvermutung. Der Sprecher sagt aber auch: «Bei Verwaltungsratsmandaten ist eine Erlaubnis durch Vorgesetzte notwendig.»

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In dem Bericht kommt auch Kuno Schedler, HSG-Professor für Public Management, zu Wort. Er hält unabhängig vom konkreten Fall fest: Wer in der Geschäftsleitung oder im Verwaltungsrat einer Aktiengesellschaft sitze, sei gemäss Obligationenrecht dazu verpflichtet, dem Arbeitgeber sämtliche Interessenkonflikte offenzulegen. Für einen Staatsbetrieb wie die SBB und für hohe Manager gelte das erst recht.

Ein Arbeitgeber habe das Recht, zu erfahren, welchen Geschäftstätigkeiten ein Angestellter in seiner Freizeit nachgehe. Ein nebenberufliches Engagement eines Topmanagers könne für ein Unternehmen wie die SBB immer auch ein Reputationsrisiko darstellen.

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Fabian Pöschl (fpo) arbeitet seit 2020 für 20 Minuten. Er ist Verantwortlicher Wirtschaftsnews im Ressort News, Wirtschaft & Videoreportagen.

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