Basel«Das Floss, der Vogel Gryff, Rheinschwimmer – alle werden ausgebremst»
Gegen die geplante Umgestaltung des Kleinbasler Rheinufers formiert sich Widerstand. Die Pläne seien besucherfeindlich und stellen das beliebte Musikfestival «Floss» infrage.
Darum gehts
- In Basel soll das Rheinufer auf der Kleinbasler Seite zwischen Mittlerer und Wettsteinbrücke saniert werden.
- Im Sommer ist dies der Lebensmittelpunkt der Stadt. Nun sollen aber wesentlich weniger Sitzgelegenheiten entstehen, als in einem früheren Projekt vorgesehen.
- Die Bedürfnisse der Bevölkerung würden so missachtet, heisst es in einem breit abgestützten Vorstoss, der eine Überarbeitung der Planung verlangt.
Das Kleinbasler Rheinufer ist im Sommer der Lebensmittelpunkt der Stadt. Die Rhiviera, wie sie die Bevölkerung nennt, soll zwischen der Mittleren und Wettsteinbrücke umgestaltet werden. Ein Projekt von 2014 sah vor, dass der Rheinweg zum Ufer hin ganz geöffnet werden soll und durchgängig Sitzgelegenheiten geschaffen werden sollen. Davon ist jetzt fast nichts mehr übrig.
Sitzen soll man nur unten. Und zwar so weit unten, dass nur bei niedrigem Pegelstand das volle Sitzangebot zur Verfügung steht. Dies ermögliche eine akustische Abschirmung gegenüber der Anwohnerschaft am Oberen Rheinweg, heisst es im Projektbeschrieb des Tiefbauamts. «So nicht», findet Andrea Strahm. Die Mitte-Grossrätin verlangt in einem überparteilich breit abgestützten Vorstoss eine Überarbeitung der Pläne von der Regierung.
«Hervorragendes Projekt fast gänzlich kastriert»
Die jetzige Planung nehme die Bedürfnisse der Basler Bevölkerung nicht ernst. «Ohne genügend Sitzplätze am Kleinbasler Rheinufer kann das ‹Floss› nicht durchgeführt werden und Basel riskiert, dieses Festival zu verlieren», so Strahm. Dem würden die Anwohnenden, die sich im Verein Rheinpromenade Kleinbasel konstituieren, wohl nicht nachtrauern. Man fördere durch zusätzliche Sitzgelegenheiten eine «Monokultur» und Partytourismus, wie der Verein gegenüber dem «Regionaljournal» von SRF ausführte.
«Der Verein hat das hervorragende Projekt von 2012 fast gänzlich kastriert – mit Erfüllungswilligen aus der Verwaltung», wettert Floss-Kapitän Tino Krattiger auf Facebook. Er nennt das jetzt vorliegende Projekt «eine Schande». Ein eigentlicher politischer Prozess habe gar nicht stattgefunden und nun werde der Naturschutz als Schutzargument vorgebracht.
«Das Floss, der Vogel Gryff, Rheinschwimmer – sie alle werden ausgebremst», so Anzugstellerin Andrea Strahm. Und Krattiger warnt: «Das Projekt hat eine Halbwertszeit von mindestens 60 Jahren. Dieser Zustand wird auf Generationen hinaus zementiert.»
Naturschutz und Publikumsinteresse abgewogen
Das jetzige Projekt sei ein Kompromiss, entgegnet Daniel Hofer, Sprecher des Baudepartements. Naturschutz und Publikumsinteresse hätten gegeneinander abgewogen werden müssen. Der Naturschutz sei im früheren Wettbewerb nicht berücksichtigt gewesen. «Das Rheinbord schafft auch eine wichtige Verbindung verschiedener Lebensräume und sichert so das Überleben von Tier- und Pflanzenarten», so Hofer. «Wir haben aber auch Anliegen des Kulturflosses aufgenommen, wie etwa zusätzliche Sitzgelegenheiten und ein Fundament für ihre Bar.»
Allerdings handle es sich erst um das Vorprojekt, betont er. Der Ratschlag für die Regierung müsse erst noch erarbeitet werden. Stand jetzt wäre die frühestmögliche Realisierung ab Ende 2024, die Kosten werden auf rund 10,5 Millionen Franken beziffert.
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