Rhodos«Fünf Minuten länger, und wir wären bewusstlos geworden»
David (19) aus Uttwil TG wollte mit seiner Familie einen entspannten Urlaub auf der griechischen Ferieninsel Rhodos verbringen. Doch dann kam der Waldbrand.
Darum gehts
- Auf der griechischen Ferieninsel Rhodos tobt ein verheerender Waldbrand.
- Zirka 18’000 Menschen mussten bereits evakuiert werden.
- Dem Schweizer David gelang gemeinsam mit seiner Familie die Flucht per Boot.
Rhodos brennt – und Zigtausende Menschen sind auf der Flucht vor den Flammen. Sie werden mit Bussen aus den Hotels evakuiert und in Notunterkünfte gebracht oder versuchen, auf eigene Faust dem Rauch zu entkommen. Dabei wollten sie eigentlich nur eines: in den Ferien entspannen. Auch für David (19) aus Uttwil TG endeten die Ferien bereits am vergangenen Samstag jäh. «Wir waren am Strand, sind dann aber zurück ins Hotel, weil es dort so nach Rauch gestunken hat.» Sein Hotel befand sich in Kiotari im Südosten der Insel.
Schon seit zwei Tagen hatten der 19-Jährige und seine Familie immer wieder aufsteigenden Rauch beobachtet, dass die Lage allerdings so eskalieren würde, hätte er nicht gedacht. Spätestens am Samstagmittag wurde ihm klar: Das ist kein harmloser Waldbrand, sondern eine reale Gefahr. «Vom Hotel aus wurden wir dann wieder zum Strand geschickt – von dort aus hätte man uns evakuieren sollen.» Aber da war niemand – niemand bis auf Roland, ein Deutscher, der schon Jahre auf Rhodos lebt. Er bot der Familie an, sie auf seinem Privatboot mitzunehmen.
«Es war alles so surreal»
Roland, der «Retter», ist sich sicher – wären sie noch fünf Minuten länger bei dem stetig stärker werdenden Rauch geblieben, wären sie bewusstlos geworden. «Die Lage hat sich innerhalb von zehn Minuten extrem verschlimmert. Flammen und Rauch kamen immer näher», erzählt David. «Es war so surreal. Manche Menschen hatten Panik und haben geweint.» Im Video ist die dramatische Flucht vom Strand gut zu sehen. «Wir wurden dann in ein anderes Hotel gebracht, eigentlich ein Fünfsterne-Hotel. Aber es kam mir eher vor wie ein Lager für Geflüchtete.»
Das besagte Hotel platzt mittlerweile aus allen Nähten: Etwa 3000 Menschen sind dort nun untergebracht, sie schlafen auf dem Boden, am Strand – einfach überall. Davids Urlaub endet planmässig am Dienstag: «Wir versuchen, die letzten zwei Tage noch zu überstehen.»
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Letizia Vecchio (eve) arbeitete seit 2023 bei 20 Minuten, sowohl am Newsdesk als auch als Reporterin im Team News und Gesellschaft.
